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Wasser-Ressourcenpreis 2021 der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung geht an Prof. Dr. Harald Kunstmann

14.06.2021

Förderpreis ist mit 100.000 Euro dotiert – Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technologie und der Universität Augsburg wird ausgezeichnet

Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung verleiht den mit 100.000 Euro dotierten Wasser-Ressourcenpreis 2021 an Prof. Dr. Harald Kunstmann, Lehrstuhlinhaber "Regionales Klima und Hydrologie" an der Universität Augsburg und stellvertretender Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung des Karlsruher Instituts für Technologie, dem KIT-Campus Alpin. Mit der Auszeichnung würdigt die Stiftung die herausragenden Leistungen des Preisträgers im Bereich des nachhaltigen Wasserressourcenmanagements in wasserkritischen, vulnerablen Regionen des globalen Südens, insbesondere für die von ihm entwickelten Atmosphäre-Hydrologie-Modellsysteme und Forschungen zur subsaisonalen und saisonalen Vorhersage (S2S) der Wasserverfügbarkeit.

Harald Kunstmann verbindet die hydrologische Forschung mit der Atmosphären- und Klimaforschung. Er leitet seit vielen Jahren eine Arbeitsgruppe, die komplexe hydrologische, atmosphärische und gekoppelte numerische Modellsysteme zu regionalen Erdsystemmodellen weiterentwickelt und zu konkreten hydrologischen und klimatologischen Fallstudien einsetzt. Von besonderem Interesse ist für Harald Kunstmann seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere das Wasserressourcenmanagement in Regionen, die unter Wasserknappheit leiden – einen Schwerpunkt stellt das subsaharische Afrika dar. Bevölkerungswachstum und Klimawandel lassen in dieser Region massive Verschlechterungen der Wasserverfügbarkeit erwarten: Bis zum Ende des Jahrhunderts wird die Bevölkerung in Afrika von gegenwärtig 1,3 auf über vier Milliarden Menschen anwachsen. Mit dieser Entwicklung werden großflächige Landnutzungsänderungen verbunden sein, die – neben dem Klimawandel – den regionalen Wasserhaushalt beeinflussen. Mit Blick auf die Zukunft und die Ziele der Agenda 2030 kommt der Forschung von Harald Kunstmann also große Bedeutung zu.

Harald Kunstmann (Foto: KIT)
Foto: Karlsruher Institut für Technologie
Harald Kunstmann

 
In semiariden Regionen bedienen große Mehrzweck-Reservoire gleichzeitig die Stromerzeugung und Wasserbereitstellung für die bewässerte Landwirtschaft – für das Wasserressourcenmanagement ist es also von zentraler Bedeutung, die kommenden Wochen und Monate besser antizipieren zu können. Für eine zuverlässigere Prognose von Dürrezeiten bzw. Hochwasserereignissen entwickelte Harald Kunstmann sehr leistungsfähige, regional angepasste sub-saisonale bis saisonale (S2S) Vorhersagesysteme. Zur verbesserten landesweiten Quantifizierung von Niederschlägen nutzte er deutschlandweit erstmalig die Abschwächung der Richtfunkstrahlen kommerzieller Mobilfunknetze. Seine räumlich hochaufgelösten und Bias-korrigierten Analysen und -Modellsimulationen erlauben eine detaillierte Beschreibung des regionalen Wasserkreislaufs, und zwar kompartimentsübergreifend vom Grundwasser über die ungesättigte Zone, die Landoberfläche bis hin zur Atmosphäre.

Zur Begründung für die Auszeichnung von Harald Kunstmann mit dem Wasser-Ressourcenpreis 2021 heißt es: "Harald Kunstmann ist ein exzellenter Wissenschaftler und Brückenbauer zwischen Forschung und Praxis, der konsequent einen interdisziplinären, internationalen und lösungsorientierten Ansatz verfolgt. Mit den von ihm entwickelten Atmosphäre-Hydrologie-Modellsystemen hat er wegweisende Pionierarbeit geleistet. Seine Ziele einer cloudbasierten Operationalisierung und freien Verfügbarmachung von S2S-Vorhersagen sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz und großem Nutzen für Entscheidungsträger, Landwirte und andere Wassernutzer. Für das regionale Wasserressourcenmanagement in Afrika wird durch die Arbeiten von Harald Kunstmann eine positive Hebelwirkung erwartet."

Das Kuratorium der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung wählte Harald Kunstmann auf Empfehlung seiner beratenden Jury aus zahlreichen Bewerbungen als Preisträger aus. Die Verleihung findet online am 16. Juni 2021 von 13:55 bis 14:35 Uhr im Rahmen der 11. Water Research Horizon Conference statt. Pressevertreterinnen und Pressevertreter sowie Interessierte können nach vorheriger Anmeldung an der Konferenz teilnehmen. Sie wird von der Water Science Alliance durchgeführt, einer Initiative zur Stärkung bzw. besseren Positionierung und Sichtbarkeit der Wasserforschung in Deutschland und im internationalen Kontext, in deren Fokus die Synergiebildung zwischen den Kompetenzträgern und die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen.

 

Der Preisträger

Prof. Dr. Harald Kunstmann (*1968) promovierte nach dem Studium der Physik an der ETH Zürich und forschte unter anderem auch an der Universität Bloemfontein in Südafrika und an der Universität Oxford in England. In seinen Augen sind die Bewältigung von Armut und die nachhaltige Entwicklung die größten gesellschaftlichen Herausforderungen – deshalb absolvierte er parallel zur Dissertation in Zürich einen Nachdiplomkurs "Entwicklungsländer". 1999 begann er als Postdoc am Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung in Garmisch-Partenkirchen damit, eine Arbeitsgruppe "Hydrologie" aufzubauen. 2004 wurde ihm zusätzlich zur Leitung der Arbeitsgruppe die Verantwortung der Abteilung "Regionale Klimasysteme" übertragen. 2009 wurde er, nach dem sogenannten Jülicher Modell der Helmholtz-Gemeinschaft, gemeinsam mit dem KIT, auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Regionales Klima und Hydrologie an die Universität Augsburg berufen, wo seitdem ein weiterer Teil seiner Arbeitsgruppe angesiedelt ist. Seit 2015 ist er stellvertretender Institutsleiter des KIT-Campus Alpin. Harald Kunstmann ist seit kurzem Gründungsdirektor des Zentrums für Klimaresilienz an der Universität Augsburg, das 2021 neu errichtet wurde.

Anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Wasser-Ressourcenpreis sagt Prof. Dr. Harald Kunstmann: "Ich freue mich sehr über diesen Preis, denn er zeigt, dass dem Thema Wasserressourcen, insbesondere der Wasserknappheit im globalen Süden und subsaharischen Afrika, die dringend notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Mich beschäftigen die Probleme von Entwicklungsländern und armen Regionen seit meiner Jugend. Ausreichend Wasserverfügbarkeit ist die Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung und sie wird angesichts wachsender Bevölkerungszahlen in vielen Regionen immer kritischer. Ich wünsche mir sehr, dass wir als Gesellschaft neben dem Klimawandel auch der Wasserverfügbarkeit mehr Bedeutung beimessen und bedanke mich auch vor diesem Hintergrund herzlich für die Auszeichnung – sie ist hohe Motivation für weitere Forschung auf diesem Gebiet."

 

Der Preis

Der Konkurrenzkampf um die immer knapper werdende Ressource Wasser wird die globale Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten prägen. Die Hauptgründe sind Bevölkerungswachstum, Klimawandel und nicht nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen. Bereits heute lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung unter Bedingungen, die durch mittleren bis starken Wassermangel gekennzeichnet sind. Mit ihrem Preis zeichnet die Bode-Stiftung Forscherpersönlichkeiten aus, die herausragende Strategien und Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der globalen Wasserressourcen entwickeln. Mit einer Dotation von 100.000 Euro gehört der Wasser-Ressourcenpreis zu den großen deutschen Stiftungspreisen.

 

Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung im Stifterverband

Die Stiftung wurde 2009 vom Hamburger Pharmazeuten und Unternehmer Rüdiger Bode zur Förderung der interdisziplinären Forschung auf dem Gebiet der Lebens- und Naturwissenschaften errichtet. Schwerpunkt des im Jahr 2009 aufgelegten Stiftungsprogramms ist die Vergabe des Wasser-Ressourcenpreises, der alle drei Jahre vergeben wird – erstmalig im Jahr 2012 an Professorin Claudia Pahl-Wostl. Die weiteren Preisträger waren im Jahr 2015 Professor Klaus Kümmerer und im Jahr 2018 Professor Florian Leese.