Prof. Dr. med. Dr. phil. Jens Kuhle erhielt den Sobek Forschungspreis 2024 für seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der Erforschung und Entwicklung laborgestützter Biomarker bei MS. Diese markieren die bei MS typischen Krankheitsprozesse der Neurodegeneration und Astrogliose. Kuhle erforscht seit 2014 in Zusammenarbeit mit zahlreichen nationalen und internationalen MS-Zentren die Bedeutung von Biomarkern für die Krankheitsaktivität und die Progression der MS und ihre Aussagekraft über pathologische Krankheitsmechanismen der Neurodegeneration. Mittels Laboruntersuchung von Blut- und Liquorproben wurden neue quantifizierbare Biomarker ermittelt, die Aussagen über den individuellen Krankheitsverlauf von MS-Patienten erlauben. Laborgestützte Biomarker können damit neue Hinweise für die individuelle Therapieentscheidung geben.
Die Messung von Neurofilament Leichtkette (NfL) im Blut gibt als Biomarker Hinweise auf eine Schädigung von Nervenzellen. Ein weiterer Marker ist das saure Gliafaserprotein (GFAP), dessen Anstieg bei MS die Vernarbungsaktivität anzeigt. Ein hoher NfL-Wert spreche für eine hohe Krankheitsaktivität, mit der Konsequenz, dass eine Intensivierung der Therapie zu bedenken ist. Ein dauerhaft niedriger NfL-Wert könne als Hinweis auf einen Rückgang der Krankheitsaktivität gewertet werden, so der Preisträger. Da eine neuronale Schädigung auch bei anderen neurologischen Erkrankungen vorkommt, sei damit zu rechnen, dass die NfL- und GFAP-Diagnostik künftig auch bei Erkrankungen wie Schädel-Hirn-Trauma, Morbus Alzheimer und anderen degenerativen Erkrankungen nutzbar gemacht werden kann.
Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter, Amtschef des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, bezeichnete bei der Veranstaltung in Stuttgart Kuhles Forschungsleistung in seiner Laudatio als zukunftsweisend: "Prof. Jens Kuhle hat Pionierarbeit bei der Erforschung und Behandlung von Multipler Sklerose geleistet. Besonders hervorzuheben sind seine bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen in der Entwicklung laborgestützter Biomarker, die international höchste Anerkennung finden. Dank dieser Biomarker kann die Schädigung von Nervenzellen frühzeitig erkannt und auch der Krankheitsverlauf besser prognostiziert werden. Darüber hinaus schaffen sie die Grundlage für die Entwicklung individuell angepasster und damit auch effektiverer Therapieansätze."