Was sind Alternative Investments und warum kann diese Anlageklasse für Stiftungen durchaus interessant sein? Antworten darauf liefert Mario Hein, Referent im Bereich "Consulting" des Deutschen Stiftungszentrums, in einem aktuellen Beitrag für das Fachmagazin Stiftung&Sponsoring.
Eine Stiftung ist im klassischen Sinne eine Organisation, die ein durch die stiftende Person festgelegtes Ziel mithilfe von Erträgen aus einem Vermögen verfolgt. Das Vermögen wird dabei in der Regel auf Dauer erhalten. Dieser Ewigkeitscharakter von Stiftungen ermöglicht das langfristige Investieren des vorhandenen Kapitals in zweckdienlicher Form. Demzufolge ist eine mittel- bis langfristige Anlagestrategie unter Berücksichtigung der Gründungsimpulse der oder des Stiftenden eine adäquate Vorgehensweise bei der Vermögensanlage des verfügbaren Stiftungskapitals. Rückblickend auf eine mehrjährige Niedrigzinsphase und dem damit einhergehenden Mangel an Anlagealternativen sind in den vergangenen Jahren Alternative Investments immer stärker in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit gerückt.
Alternative Investments sind Vermögenswerte, die nicht zu einer der traditionellen Anlageklassen gehören. Zu den traditionellen Anlageklassen gehören neben Aktien und Anleihen auch risikolose Sicht- und Spareinlagen sowie Festgelder. Alternative Investments unterscheiden sich von klassischen Investitionen häufig durch ihre Komplexität, ihre niedrige Korrelation zu anderen Vermögensanlageklassen sowie ihre Illiquidität. Sie orientieren sich weniger an klassischen Benchmarks, sondern sind viel mehr – in jeder Marktlage – auf die Erzielung absoluter Erträge fokussiert. Aus diesen Gründen werden Alternative Investments hauptsächlich von institutionellen Anlegern oder fachlich versierten, vermögenden Privatpersonen gehalten.
Der Begriff "Alternative Investments" ist in der Literatur nicht einheitlich definiert. Ein Grund dafür liegt in der Kreativität der Emittenten, für unterschiedliche Investmentthemen komplexe Lösungsansätze zu finden, die wiederum eine einheitliche und allumfassende Definition erschweren. Eine grobe Einteilung der einzelnen Anlagebereiche kann in diesem Segment wie folgt vorgenommen werden:
Insbesondere die letztgenannten Investitionsbereiche Private Equity, Private Debt und Hedgefonds-Lösungen sind im nicht-klassischen Investmentbereich ausgesprochen komplexer Struktur.
So wird innerhalb des Private Equity Bereichs wiederum nach
Das Private Debt-Segment wiederum bildet in aller Regel privat platzierte, nicht geratete Schuldtitel, die nicht als Wertpapiere verbrieft sind, ab. Die Instrumente reichen von erstrangig besicherten Krediten (Senior Secured Loans) über nachrangige, unbesicherte Kredite (Junior Unsecured Loans) bis hin zu mezzaninen Finanzierungen. Investitionsstrategien umfassen sowohl die unmittelbare Kreditvergabe als auch den Erwerb von weiterverkauften Krediten.
Demgegenüber sind Hedgefonds eine spezielle Form von Investmentfonds, die im Gegensatz zu klassischen Aktien- oder Anleihenfonds in den Anlageklassen nicht beschränkt sind, sodass auch in Währungen, Rohstoffe und Derivate sowie Immobilien und andere illiquide Anlagemöglichkeiten investiert werden kann.
Hieraus wird ersichtlich, dass Alternative Investments Investitionen in nicht traditionelle Anlageklassen sowie Investitionen in diese Anlageklassen unter Zuhilfenahme komplexer, nicht traditioneller Strategien darstellen und besondere Fachkompetenz in ihrer Beurteilung voraussetzen.
Im Vergleich zur klassischen Vermögensanlage weisen Alternative Investments folgende typische Merkmale auf:
Als Ergänzung zur klassischen Vermögensanlage lässt sich das Verhältnis von Risiko und Rendite innerhalb einer Vermögensstruktur mit Hilfe von Alternativen Investments häufig optimieren. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen und stark schwankender Aktienmärkte nimmt die Bedeutung von Alternativen Investments in der strategischen Anlagestrukturierung seit Jahren immer stärker zu.
Neben der Erzielung positiver Erträge ist insbesondere die Diversifikation der Kapitalanlage auch für Stiftungen von entscheidender Bedeutung und dafür bedarf es innovativer Investmentkonzepte. Alternative Investments bieten einen entscheidenden Mehrwert: Sie können für eine stabilere Rendite-Risikostruktur im Portfolio sorgen. Fest steht, dass Investitionen in verschiedene Vermögensanlageklassen die Wahrscheinlichkeit reduzieren, vermögenswertspezifische Risiken einzugehen. Stiftungen wenden sich daher vermehrt Alternativen Investments zu, um ein robusteres Portfolio mit verbessertem Rendite-Risiko-Profil zu schaffen, anstatt weiterhin ausschließlich in vorhandene, traditionelle Vermögensanlageklassen zu investieren. Abhängig von der Art der Alternativen Investments korrelieren diese häufig nur sehr schwach oder sogar negativ mit den üblichen Aktien- oder Anleihemärkten. Dadurch können Alternative Investments als wertvolle Ergänzung in vorhandenen Vermögensstrukturen fungieren und einen relevanten Beitrag zum Schutz des Portfolios in Zeiten volatiler Aktien- und Anleihemärkte leisten.
Nicht zuletzt begründet mit dem steigenden Interesse gemeinnütziger Stiftungen an dieser Anlageklasse haben wir im Deutschen Stiftungszentrum Alternative Investments als attraktiven Bestandteil einer zukunftsorientierten Vermögensstrukturierung aktuell in einem Mandat unserer Spezialfondspalette implementiert.
KURZ & KNAPP
Mit Alternativen Investments lassen sich klassisch investierte Portfolien häufig optimieren. Diese Anlagekategorie stellt deshalb eine sinnvolle Ergänzung in einer langfristig ausgerichteten Anlagestrategie dar. Aufgrund der häufig geringen Korrelation von Alternativen Investments mit traditionellen Anlageklassen kann eine Beimischung in steigenden oder fallenden Aktienmärkten idealerweise gegenläufig reagieren, das Gesamtrisiko der Vermögensanlage reduzieren und stetige Erträge zur Zweckverwirklichung genieren.
Der Beitrag erschien zuerst in Stiftung&Sponsoring, Ausgabe 5/2023.
DER AUTOR
Mario Hein ist Referent im Bereich "Consulting" des Deutschen Stiftungszentrums und arbeitet im DSZ-Regionalbüro Stuttgart.
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