Navigieren im Sturm: Aktueller Kapitalmarkt und Strategien

Navigieren im Sturm: Aktueller Kapitalmarkt und Strategien

Institutionelle Anleger stehen vor der Herausforderung, in einem globalen Wirtschaftsumfeld zu agieren, das von zunehmender Unsicherheit und Volatilität geprägt ist. Der sogenannte "US-Exzeptionalismus", der die vergangenen Jahre dominierte, basierte auf einem Zusammenspiel von hohem Produktivitätswachstum und einer expansiven, schuldenfinanzierten Wirtschaftspolitik. Diese Strategie führte zu bemerkenswerten Kursgewinnen an den US-Börsen, insbesondere im Technologie- und Wachstumssektor.

Die anfängliche Euphorie, die nach der US-Präsidentschaftswahl im November 2024 aufkam, wich jedoch schnell einer wachsenden Skepsis. Die von der neuen Regierung verfolgte "America-first"-Politik, die internationale Partnerschaften in Frage stellt und protektionistische Tendenzen erkennen lässt, hat zu einer Atmosphäre der Unberechenbarkeit geführt. Die Befürchtung, dass sich die US-Politik weiter in Richtung eines "America-only" entwickeln könnte, zwingt Europa zu Überlegungen über erhebliche Erhöhungen der Rüstungsausgaben, was wiederum erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte hätte.

Europa-Outperformance 2000-2024
  • Europa-Outperformance (grüne Balken) bedeutet, dass der europäische Aktien-Index STOXX 600 eine bessere Wertentwicklung im Vergleich zum US-Aktien-Index S&P 500 erzielte.
  • Europa-Underperformance (rote Balken) bedeutet, dass der europäische Aktien-Index STOXX 600 eine schlechtere Wertentwicklung im Vergleich zum US-Aktien-Index S&P 500 erzielte.

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Im Gegensatz dazu blieb die wirtschaftliche Entwicklung in Europa, insbesondere in Deutschland, deutlich hinter den USA zurück. Dies ist größtenteils auf eine Kombination aus unterlassenen Investitionen und externen Schocks wie der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine zurückzuführen. Deutschland, einst als wirtschaftlicher Motor Europas bekannt, mutiert zum "kranken Mann Europas". Deutschland muss als Exportnation große Herausforderungen meistern, um seiner wirtschaftlichen Bedeutung in Europa gerecht zu werden.

Die neue deutsche Regierung hat eine politische Kehrtwende eingeleitet und plant massive Investitionen in die Infrastruktur und Verteidigung des Landes. Ein Investitionsvolumen von bis zu einer Billion Euro, das durch neue Schulden finanziert werden soll, hat die Märkte überrascht und zu einem Anstieg der Renditen deutscher Anleihen sowie zu einer Aufwertung des Euro geführt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Umsetzung dieser Investitionen aufgrund begrenzter Kapazitäten auf Unternehmensebene Zeit in Anspruch nehmen wird, was zu einem verzögerten Zinsanstieg führen könnte.

 

Strategische Handlungsmaßnahmen für Aktien und Renten

Die sprunghafte US-Zollpolitik, die durch Unberechenbarkeit und häufige Änderungen gekennzeichnet ist, verunsichert die Kapitalmärkte und belastet insbesondere hoch bewertete US-Börsenindizes. Zölle und Protektionismus führen zu einer De-Globalisierung der Wirtschaft, was wiederum zu höheren Kosten für Unternehmen und Verbraucher und damit zu Inflationsrisiken führen kann. Es wird erwartet, dass die von den USA angekündigten Zölle für Europa und China wahrscheinlicher sind als für Kanada und Mexiko, was zu Gegenmaßnahmen führen wird. Daher ist eine breite Diversifikation über Anlageregionen, Branchen und Einzelwerte entscheidend, um das Risiko zu minimieren.

Die Vermögensanlage von Stiftungen sollte grundsätzlich ein ausbalanciertes Aktienportfolio anstreben, das sowohl defensive als auch wachstumsorientierte Werte umfasst. Die Aktienquote sollte zudem flexibel gesteuert werden können, vorzugsweise durch den Einsatz von Terminkontrakten, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Im Rentenbereich haben sinkende Inflationsraten zu Zinssenkungen geführt. Die Erwartung ist, dass die Notenbanken in Europa und den USA die Leitzinsen in kleinen Schritten weiter senken werden. Das Rentenportfolio sollte breit diversifiziert sein, mit Investitionen in Staats-, Länderanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen guter Bonität. Unter Renditeaspekten sind auch höher verzinsliche Rentenwerte und Fremdwährungsanleihen sinnvoll. Die Laufzeitensteuerung des Rentenportfolios kann ebenfalls durch Terminkontrakte erfolgen, um auf Zinsänderungen zu reagieren.

 

Gesamtfondsebene und Risikomanagement

Das jeweilige Fondsmanagement der Spezialfonds des Stifterverbandes erfolgt auf Basis von umfangreichen Anlagerichtlinien und Managementstrategien. Das Risikomanagement wird entweder diskretionär oder systematisch durchgeführt. Dabei werden diskretionäre Fonds defensiver ausgerichtet, wenn das Marktumfeld dies erfordert, während systematische Fonds auf Risikokennzahlen basieren. In beiden Fällen sind die Fondsmanagements im aktuellen Umfeld weiterhin handlungsfähig und können die Fonds defensiver ausrichten, wenn das Marktumfeld dies erfordert.

 

FAZIT

Die aktuelle Situation ist für das Fondsmanagement herausfordernd. Lösungsansätze sind eine hohe Anpassungsfähigkeit und enge Begleitung der Kapitalmarktentwicklungen. Eine gründliche Analyse, eine diversifizierte Anlagestrategie und ein aktives (Risiko-)Management sind daher unerlässlich, um die Herausforderungen des aktuellen Kapitalmarktumfelds zu bewältigen.

Kontakt

Volker Malcharek (Foto: Sven Lorenz)

Volker Malcharek

ist Key Account Manager Vermögensmanagement/Anlagestrategie
im Deutschen Stiftungszentrum.

T 0201 8401-132

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Patrick Wedekind (Foto: Sven Lorenz)

Patrick Wedekind

ist Key Account Manager im Vermögensmanagement.

T 0201 8401-310

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