Nach dem Börsenbeben ist vor dem nächsten Schock: Trotz der von Donald Trump verkündeten 90-Tage-Frist zur Verhandlung internationaler Zollvereinbarungen droht insbesondere durch den sich verschärfenden Konflikt mit China weiterhin eine globale Rezession. Zudem scheint kaum absehbar, welche weiteren Maßnahmen die Regierung in Washington in den kommenden Monaten treffen wird.
Die US-Handelspolitik hat die globalen Finanzmärkte bereits stark in Aufruhr versetzt. Drastische Kursschwankungen zwingen selbst Anleger mit einem langfristigen Horizont zu einer Neubewertung risikobehafteter Anlagen und zur kritischen Analyse ihres Portfolios sowie ihrer Anlagerichtlinien. So haben die Fondsmanager der vom Stifterverband initiierten Spezialfonds in Reaktion auf die Börsenschocks beispielsweise in ihren Spezialfonds Anpassungen bezüglich Anlagegewichtung, der Kapitalbindungsdauer und der Laufzeitenstruktur des Rentenportfolios vorgenommen. Ziel der Vermögensverwalter war es, die Risikobewertungen zu aktualisieren und durch breit diversifizierte Portfolios ein hohes Maß an Resilienz zu schaffen.
Viele Stiftungsanleger sind stark verunsichert und sehen sich mit ganz grundsätzlichen Fragen konfrontiert:
- Sollten Stiftungen wegen der absehbar anhaltenden hohen Volatilität vielleicht doch lieber ganz auf Aktien verzichten?
Im Sinne einer möglichst breiten Risikostreuung und dem Ziel, die Handlungsfähigkeiten von Stiftungen sicherzustellen, wäre dies selbst in der jetzigen Phase hoher Kursschwankungen aller Wahrscheinlichkeit nach kontraproduktiv. Warum? Aktien können einen Realwertschutz gegen Inflation und langfristig bessere Renditen bieten. Der teilweise starke Kurseinbruch an den Aktienmärkten nach den Zolldrohungen durch Trump war im Vergleich zum Aktienboom der Vorjahre immer noch relativ gering. Netto stehen Aktienwerte immer noch im Plus. Selbst in den Corona-Jahren wurde übergreifend ein Kursplus realisiert. Wichtig ist ein aktives Vermögensmanagement. Das heißt: Auf die Mischung kommt es an. Aktien dabei ganz auszuschließen, stellt ein Risiko für den langfristigen Kapitalerhalt von Stiftungen dar, weil Erträge bei Renten anders als bei Aktien oftmals unterhalb der Inflationsrate liegen.
- Droht die Inflation erneut den Kaufkrafterhalt des Stiftungsvermögens zu gefährden?
Die US-Zollpolitik könnte die Inflation anheizen, da Zölle die Importpreise erhöhen. Dies würde die Kaufkraft des Stiftungsvermögens und die Ausschüttungen für gemeinnützige Zwecke möglicherweise verringern. Die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank EZB beleben allerdings die Kreditvergabe, was die Wirtschaft ankurbeln kann, ohne die Inflation stark zu erhöhen.
- Besteht für Stiftungen die Gefahr eines dauerhaften Vermögensverlustes?
Stiftungen sind auf die langfristige Erhaltung ihres Vermögens angewiesen, um ihre gemeinnützigen Ziele zu erreichen. Die Ankündigung neuer US-Zölle lässt die Sorge vor dauerhaften Vermögensverlusten aufkommen. Ein Handelskrieg könnte die Aktienkurse drücken und die Weltwirtschaft in eine Krise stürzen. Gerade angesichts der hohen Risiken ist es umso wichtiger, die Vermögensanlage aktiv zu steuern, überstürzte Reaktionen aber unbedingt zu vermeiden. Ein Risiko für dauerhaften Vermögensverlust ist bei einer zu passiven Anlagestrategie ohne Aktienanteile eher gegeben als bei einer Anlagestrategie mit Aktienanteil und Augenmaß.
- Führt die US-Zollpolitik zu unkalkulierbarer Marktvolatilität?
Die US-Zollpolitik ist unberechenbar, was die Volatilität an den Finanzmärkten erhöht. Auf Dauer wird sich die Disruptionspolitik der US-Regierung aber kaum durchhalten lassen, da derzeit die US-Wirtschaft am stärksten negativ davon betroffen ist. Volatilität gehört grundsätzlich zu den Kapitalmärkten. Langfristig orientierte Stiftungen können Marktschwankungen aushalten und sogar mit antizyklischen Investitionen von ihnen profitieren. So können beispielsweise in den Stiftungs-Spezialfonds entsprechende Marktchancen auch in diesen Zeiten direkt wahrgenommen werden.
- Welche Auswirkungen haben die Zölle auf die verschiedenen Anlageklassen im Stiftungsvermögen?
Zölle können bestimmte Anlageklassen stärker belasten. Aktien sind tendenziell anfälliger für Handelskonflikte als Anleihen, aber auch Anleihemärkte können unter Druck geraten. So sind zuletzt beispielsweise Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen gestiegen, was in Depots temporär zu Kursverlusten führte. Eine Neugewichtung der Anlageklassen kann innerhalb eines breit diversifizierten Portfolios durchaus angeraten sein. So hat beispielsweise Gold von der derzeitigen Marktunsicherheit profitiert. Europäische Aktien könnten sich als relativ widerstandsfähig erweisen – der Anlagemix macht den entscheidenden Unterschied.