DSZ: Liebe Frau Berger, Sie waren bereits in der Geschäftsleitung und sind nun in die Geschäftsführung des Deutschen Stiftungszentrums aufgestiegen. Worin sehen Sie derzeit die größten Herausforderungen für den Stiftungssektor?
Stephanie Berger: Der Stiftungssektor wurde durch Pandemie und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine genauso schwer getroffen wie die gesamte Gesellschaft. Gleichzeitig waren und sind viele Stiftungen ganz aktiv an der Bewältigung der Krisen beteiligt, das hat viel Energie gekostet. Zudem steht die Zivilgesellschaft, wie alle anderen Sektoren, mitten im Transformationsprozess. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Themen, denen sich auch Stiftungen stellen müssen. Dabei müssen wir noch mehr Tempo machen, Visionen entwickeln und unsere Zukunft mitgestalten. Die Innovationsfähigkeit des Sektors ist sicherlich verbesserungsfähig.
DSZ: Stimmen dafür die Rahmenbedingungen?
Stephanie Berger: Nicht wirklich. Die Stiftungsrechtsreform, die im Sommer in Kraft tritt, hat ein paar Verbesserungen gebracht, bleibt aber in wichtigen Bereichen hinter dem zurück, was dringend notwendig ist. Dabei geht es vor allem um Erleichterungen bei Kooperationen und Zusammenlegungen von Stiftungen. Stiftungen müssen sich veränderten Umwelten auch anpassen können, damit sie ihre volle Wirkungskraft entfalten können. Nehmen wir etwa das Thema Vermögensanlage: In der Niedrigzinsphase konnten viele Stiftungen nur schwer ihre Programme oder Förderungen realisieren und arbeiten damit auf einem geschwächten Fundament. Auch die angestrebte Harmonisierung der Länderstiftungsgesetze fällt nicht so aus, wie wir uns das gewünscht hätten. Ein weiteres, ganz wichtiges Thema ist die Entbürokratisierung. Da muss noch eine ganze Menge geschehen, und das DSZ wird sich als Sprachrohr von fast 700 Stiftungen entschlossen in die Diskussion einbringen.