Herr Schmolz, Sie übernehmen eine Doppelfunktion bei DSZ und Stifterverband. Rücken Mutter- und Tochterorganisation nun noch näher zusammen?
Zunächst einmal bedeutet diese Doppelfunktion für mich eine zusätzliche Aufgabe – und davor habe ich Respekt. Diese neue Funktion ist inhaltlich natürlich gut begründet: Das Deutsche Stiftungszentrum ist ein ganz wichtiger Teil des Stifterverbandes und ohne den Stifterverband nicht zu denken wie umgekehrt der Stifterverband für das DSZ von großer Bedeutung ist. Zudem arbeiten Mutter und Tochter bereits an zahlreichen Stellen sehr eng und sehr gut zusammen, und es gibt viele Themen und Strukturen, bei denen es Überschneidungen gibt. Die Notwendigkeit eines weiteren Zusammenrückens sehe ich erst einmal nicht. Für mich wird die Kunst nun sein, beiden Aufgaben gerecht zu werden.
Welche Bedeutung hat die enge Anbindung des DSZ an den Stifterverband für Stifterinnen und Stifter?
Die Anbindung des Deutschen Stiftungszentrums an den Stifterverband macht das DSZ für die Stifterinnen und Stifter noch attraktiver. Der Stifterverband unterstützt die Arbeit des DSZ – denn die Kollegen dort besitzen sehr viel Kompetenz für Themen, die auch für unsere Stifter von Bedeutung und Interesse sind. Ich glaube, dass wir damit in einen noch tieferen und fruchtbareren Dialog mit unseren Kunden einsteigen können – zum Beispiel zu Themen, die die Zivilgesellschaft und damit wichtige Anliegen vieler Stiftungen berühren.
Bevor Sie zu uns gewechselt sind, waren Sie fünf Jahre lang als Kanzler und Kaufmännischer Geschäftsführer der Zeppelin Universität in Friedrichshafen tätig. Welche Aspekte aus dieser Zeit sind für Ihre neuen Aufgaben von Bedeutung?
Die Zeit an der Zeppelin Universität war für mich sehr bereichernd. Für meine jetzige Arbeit sind vor allem zwei Aspekte von Bedeutung: Zunächst gleichen sich die internen Prozesse, es geht um ähnliche Frage- und Aufgabestellungen. Zudem habe ich in Friedrichshafen viel mit Stiftungen zusammengearbeitet – die Universität verdankt Stiftungen zu einem ganz maßgeblichen Teil ihre Finanzierung. Die Studiengebühren selbst machen nur etwa ein Drittel der Einnahmen aus. Ich habe dort also intensiv die Arbeit, die Interessen und auch die Fragen von Stiftungen kennengelernt, was mir nun natürlich entgegenkommt.
Vermissen Sie den Bodensee?
Ja, ehrlicherweise vermisse ich den Bodensee etwas, und das hätte ich vorher gar nicht gedacht. Als ich an den Bodensee zog, kannte ich die Region kaum. Es ist wirklich eine tolle Landschaft, das Wasser, die Berge – ich habe dort sehr gerne gelebt. Gleichzeitig bin ich aber positiv überrascht, wie grün und lebenswert es in Essen ist – und es ist schön, in einer kulturell so vielfältigen Region wie dem Ruhrgebiet zu arbeiten.
Vor Friedrichshafen hatten Sie verschiedene Positionen beim SPIEGEL-Verlag inne. Über 20 Jahre waren Sie dort, zuletzt als Verlagsleiter sowie als Geschäftsführer verschiedener Töchter – eine lange und sicher intensive Zeit. Was hat sie am meisten geprägt?
Die sicherlich wichtigste Erfahrung beim SPIEGEL war, dass ich über die Jahre eine Organisation aus vielen verschiedenen Perspektiven kennengelernt habe – sei es eher inhaltlich geprägt in der Redaktion oder Dokumentation, sei es aus der Perspektive des Managements. Außerdem gab es dort eine Fülle von sehr spannenden Projekten: Das für mich markanteste war das Neubauprojekt des Verlagsgebäudes, das ich von Beginn an bis zum Einzug verantwortet habe, was eine herausragende Erfahrung für mich war. Sehr wertvoll war zudem, dass ich SPIEGEL ONLINE mitgestalten konnte und erleben durfte, wie Dinge entstehen, größer werden und schließlich Erfolg haben. Aber es gab auch Themen, bei denen sich das Umfeld so stark änderte, dass große Herausforderungen und Restrukturierungsaufgaben anstanden, wie etwa bei SPIEGEL TV. Beide Erfahrungen waren – neben unzähligen anderen – wichtig für mich.
Sie erwähnten es: SPIEGEL TV stand vor einigen Herausforderungen, als Sie die Geschäftsführung übernahmen – Sie waren maßgeblich am Umstrukturierungsprozess beteiligt, der SPIEGEL TV wieder schwarze Zahlen einbrachte. Auch an der Zeppelin Universität traten Sie kein leichtes Amt an. Was braucht es Ihres Erachtens dafür, um nötige Veränderungen zu erkennen und ggf. beherzt eingreifen zu können?
Am Anfang steht immer erst einmal eine sorgfältige Analyse – über Dokumente, Zahlen und natürlich auch über die Menschen, die das Geschäft betreiben. Ich glaube, dass es darauf ankommt, sich möglichst schnell eine möglichst umfassende Perspektive zu erarbeiten und dabei ganz verschiedene Blickwinkel aufzunehmen, also beispielsweise auch die Sicht der Kunden zu berücksichtigen. Sehr wichtig ist zudem, den ganzen Sachverstand und die Energie derjenigen einzubeziehen, die in der Organisation beschäftigt sind, und das ja zum Teil schon sehr lange. Ich habe es immer wieder erlebt, dass in den Teams schon so viele tolle Ideen und Lösungsansätze für vorhandene Probleme existierten, dass ich darauf sehr gut aufbauen konnte und externe Expertise nicht immer nötig war.
Auch die Stiftungsbranche musste sich in den vergangenen Jahren vielen Herausforderungen stellen: Die Niedrigzinsphase sorgt für sinkende Erträge und damit für ein geringeres Fördervolumen. Welche Ansätze werden für das Vermögensmanagement von Stiftungen künftig wichtig?
Das ist in der Tat ein großes Thema für die allermeisten Stiftungen. Die Niedrigzinsphase ist leider kein vorübergehendes Phänomen, sondern eine längerfristige Entwicklung, die zu einem maßgeblichen Anteil noch nicht einmal auf die Notenbankpolitik und die Bewältigung der Pandemie-Krise zurückzuführen ist. Es ist eine große Herausforderung für Stiftungen, sich dauerhaft auf etwas niedrigere Ertragschancen einzustellen und gleichzeitig solide, verantwortungsvoll und berechenbar zu wirtschaften. Darauf stellen wir uns mit unseren Modellen in der Vermögensanlage ein und denken etwa den Aspekt der Wertsicherung mit. Wir sind mit unseren Kunden und den Fondsmanagern in sehr intensiven Gesprächen und erarbeiten neue Vorschläge, die wir mit dem uns beratenden Anlagebeirat sorgfältig besprechen werden. Wir möchten das Anlagespektrum erweitern, ohne zu viele Risiken einzugehen. Glücklicherweise sind wir sehr gut aufgestellt, haben ein ausgezeichnetes Fachwissen im Team und haben auch unter schwierigen Bedingungen wirklich gute Resultate erzielt. Natürlich gib es auch mal Rückschläge, aber dann kommt es darauf an, in einer sorgfältigen gemeinsamen Analyse zu den richtigen, für die Stiftungen passenden Schlussfolgerungen zu kommen. Da sehe ich uns überall auf einem sehr guten Weg.
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