05.04.2016
Der Kind-Philipp-Preis wird zum 35. Mal verliehen: Ausgezeichnet werden zwei Wissenschaftler des Deutsches Krebsforschungszentrums Heidelberg (DKFZ) für ihre exzellenten Arbeiten zu kindlichen Tumoren des Nervensystems.
Dr. Ina Oehme, 40, ist Gruppenleiterin in der Klinischen Kooperationseinheit Pädiatrische Onkologie des DKFZ. Die studierte Ökotrophologin befasst sich mit Neuroblastomen. In Deutschland erkranken jährlich rund 150 Kinder an diesem Tumor des autonomen Nervensystems. Bei Diagnosestellung sind die kleinen Patienten durchschnittlich zwei Jahre alt. Oehmes besonderes Interesse gilt den Resistenzen gegenüber Chemotherapie. Wie gelingt es Krebszellen, den Angriff toxischer Noxen zu überstehen? Die Verdauung eigener Bestandteile ist eine wesentliche Überlebensstrategie. Oehme konnte die Funktion eines Enzyms beschreiben, das den Prozess der Selbstverdauung fördert und damit Krebszellen vor der Chemotherapie schützt. Durch eine gezielte Blockade des Enzyms kann dieser Mechanismus gestoppt und die entarteten Zellen für die anschließende Behandlung sensibilisiert werden.
Dr. David T.W. Jones, 31, ist Gruppenleiter "Molekulare Diagnostik" in der Abteilung Pädiatrische Neuroonkologie des DKFZ. Nach dem Studium der Naturwissenschaften in Cambridge fokussierte er sein wissenschaftliches Interesse auf die Erforschung der Biologie kindlicher Hirntumore. Allein in Deutschland sind jährlich rund 410 Neuerkrankungen zu verzeichnen. Zu den häufigsten Hirntumoren gehören die so genannten Pilozytischen Astrozytome. Obwohl sehr langsam wachsend, sind sie chirurgisch schlecht zugänglich. Auch bei erfolgreicher Therapie leiden die betroffenen Kinder unter der belastenden Behandlung. Die Identifizierung neuer Zielstrukturen für schonendere Behandlungen ist daher erklärtes Ziel der Krebsforscher. Die von Jones in einem internationalen Konsortium erarbeitete Analyse von Gensignaturen dieser Krebsart identifiziert einen neuen Weg als Ziel für Präzisionsmedikamente, so dass zukünftig klinische Studien möglich werden.
Beide Wissenschaftler haben wesentlich zu einem besseren Verständnis der Biologie kindlicher Tumore des Nervensystems beigetragen. Aufgrund der wissenschaftlichen Exzellenz und klinischen Relevanz der vorgelegten Arbeiten fiel das Votum der Preisjury einstimmig für die beiden Wissenschaftler aus.
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Kind-Philipp-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verliehen. Die Stiftung fördert die Erforschung von Leukämie- und Krebserkrankungen im Kindesalter. Jedes Jahr schreibt die Stiftung den "Kind-Philipp-Preis für pädiatrisch-onkologische Forschung" für die beste wissenschaftliche Arbeit deutschsprachiger Autoren auf diesem Gebiet aus.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der 83. wissenschaftlichen Tagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) am 23. Mai 2014 in der Charité Berlin statt.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
T 0201 8401-204