05.04.2016
Wie wird man eigentlich ein Nobelpreisträger? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Vortrags von Ivar Giaever, 1973 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, den er kürzlich an der Universität Tübingen gehalten hat.
Giaevers Antwort: Man braucht eine gehörige Portion Beharrlichkeit, eine immense Neugier, eine skeptische Grundhaltung, die ständige Bereitschaft, sich von anderen inspirieren zu lassen, und vor allem viel, viel Glück. Dann kann man es auch als mittelmäßiger Schüler mit mittelmäßigen Noten in Mathematik und Physik schaffen, mit Albert Einstein, Marie Curie oder Richard Feynman in einem Atemzug genannt zu werden.
Gerade die Bereitschaft, an jeder Stelle und zu jeder Zeit auf ein unbeschriebenes Problem oder eine neue Idee zu treffen, sei es gewesen, die ihn, dem Amerikaner norwegischer Herkunft, zu seinen entscheidenden Experimenten geführt habe, mit denen er die sogenannte Energielücke in Supraleitern nachweisen konnte.
Ivar Giaever sprach in Tübingen in Gedenken an Bodo von Borries, einem der Pioniere in der Elektronenmikroskopie, der selbst niemals einen Nobelpreis bekommen hat (obwohl nicht wenige glauben, dass er ihn eigentlich verdient gehabt hätte). Anlass war die jährliche Bodo-von-Borries-Vorlesung des Fachbereichs Physik an der Eberhard Karls-Universität, zu der herausragende Wissenschaftler eingeladen werden, um den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Physik zu motivieren und für die Wissenschaft zu begeistern.
Ivar Giaever war nicht der erste Physik-Nobelpreisträger, der in dieser Vorlesungsreihe sprach, vor ihm folgten z.B. schon Klaus von Klitzing (Nobelpreis 1985), Wolfgang Kettler (2001), Alexej Abrikosov (2003) oder André Geim (2010) der Einladung der Bodo von Borries-Stiftung, die die Vorlesungsreihe finanziert.
Die Bodo-von-Borries-Stiftung wurde 1993 von Hedwig von Borries in Gedenken an ihren Ehemann errichtet. Ihre gemeinsamen vier Kinder haben der Stiftung weitere Gelder zukommen lassen. Die Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung in der Physik unter besonderer Berücksichtigung der Umsetzung grundlegender Erkenntnisse in die Praxis. Verwirklicht wird dieser Stiftungszweck durch die oben genannte Vorlesungsreihe, gedenkend der Leidenschaft von Bodo von Borries, in Grenzbereichen der Physik zu forschen, und seiner Fähigkeit, seine Auditorien durch lebhafte Vorträge zu fesseln.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
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