18.03.2016
Warum entscheiden sich Stiftende für eine Treuhandstiftung? Was unterscheidet sie von anderen Stiftenden? Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat jetzt mit Unterstützung des Stifterverbandes eine großangelegte Studie vorgelegt.
Treuhandstiftungen werden in Deutschland immer beliebter. Warum sich Stifter und Stifterinnen für diese Stiftungsform entscheiden, hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen untersucht. Demnach wollen Stifterinnen und Stifter, die für ihre unselbständige Stiftung einen Vertrag mit einem Treuhänder schließen, vor allem von Verwaltungsaufgaben entlastet werden und setzen dabei auf die Expertise des Treuhänders. Das geben je zwei Drittel der Treuhandstiftenden an, die sich an einer Umfrage für die jüngst erschienene Studie "Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement – Motive – Ansichten" beteiligten. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen legt damit erstmals aussagekräftige Daten über Treuhandstiftende vor.
Nach aktuellen Schätzungen werden in Deutschland seit einigen Jahren inzwischen sogar deutlich mehr treuhänderische als rechtsfähige Stiftungen errichtet. Rund 20.000 Treuhandstiftungen soll es bereits in Deutschland geben, wobei die genaue Anzahl unbekannt ist. Denn anders als rechtsfähige Stiftungen werden Treuhandstiftungen nicht von der Stiftungsaufsicht erfasst. "Treuhandstiftungen wurden lange unterschätzt. Die neuen Daten zeigen jedoch, dass diejenigen, die Treuhandstiftungen errichten, nicht weniger engagiert sind als andere Stifter. Ob Treuhandstiftung oder selbstständige Stiftung: Das bürgerschaftliche Engagement steht bei beiden Stiftungen im Vordergrund. Angesichts des großen Trends zu Treuhandstiftungen passt es gut, dass diese Stiftungsform jetzt näher beleuchtet wurde", sagt Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Die Umfrage ergab, dass es durchaus Treuhandstiftungen mit einem Vermögen von mehr als einer Million Euro gibt, obwohl die Treuhandstiftung als besonders geeignete Rechtsform für kleinere Vermögenswerte gilt. Stifter und Stifterinnen bringen auch fast ebenso viel Zeit in ihre Stiftungen ein: Gut 90 Prozent engagieren sich in der Stiftung. Dabei sind sie stärker in die Auswahl der Förderempfänger und Projekte eingebunden, aber übernehmen sehr viel seltener Verwaltungsaufgaben oder die Geschäftsführung der Stiftung als die Stiftenden rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts.
Um von Verwaltungsaufgaben entlastet zu werden, wählen 67 Prozent der Befragten bei der Gründung diese Form der Stiftung. Zudem bringen nach Ansicht der Befragten die Treuhänder fachliche Expertise ein (67 Prozent). Die notwendige fachliche Betreuung durch die Treuhänder zeigt sich auch im Gründungsprozess, da für viele Treuhandstiftende ihre Treuhänder die wichtigsten und oft auch einzigen Ansprechpartner im Gründungsprozess ist.
Für die Stiftenden ist es wichtig, dass ihre Treuhänder über rechtliche und steuerliche Expertise verfügen (58 Prozent). Für 58 Prozent der Befragten sollen Treuhänder auch in der Lage sein die Zweckverwirklichung inhaltlich zu unterstützen. Am wichtigsten ist jedoch, dass Treuhänder die Stiftung langfristig betreuen können (75 Prozent).
Eine Treuhandstiftung wird durch einen Vertrag zwischen zwei Parteien gegründet. Eine staatliche Stiftungsaufsicht, wie bei der klassischen Stiftungsform, gibt es nicht. Der Stifter überlässt sein Vermögen einem Treuhänder und macht diesem verschiedene Auflagen. So muss der Treuhänder (z.B. eine andere Stiftung oder eine Stiftungsverwaltung) das Stiftungskapital erhalten und darf die Erträge aus dem Vermögen nur für diejenigen Zwecke verwenden, die der Stifter in der Satzung festgelegt hat. Dem Bundesverband Deutscher Stiftungen sind 800 Treuhänder für Stiftungen in Deutschland bekannt. Zur besseren Orientierung vergibt der Bundesverband Deutscher Stiftungen seit 2013 das Qualitätssiegel für gute Treuhandstiftungsverwaltung. Diese Auszeichnung tragen derzeit zehn Treuhänder.
Die Befragungen wurden zwischen September 2014 und Mai 2015 durchgeführt. 58 Treuhandstifter haben an der Umfrage teilgenommen. Die Studie "Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement – Motive – Ansichten" ist mit Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft erschienen.
Leseberg, Nina / Timmer, Karsten:
Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement – Motive – Ansichten
Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.). Berlin 2015
236 Seiten
ISBN 978-3-941368-78-1
Die Studie ist als gedrucktes Buch (12,90 Euro 9,90 Euro für Mitglieder) und E-Pub (kostenlos) erschienen.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
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ist Pressesprecherin beim Bundesverband Deutscher Stiftungen
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