03.04.2016
Die Stiftung Preußische Seehandlung hat den in Berlin lebenden Fotografen Paul Hutchinson mit dem Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst 2016 ausgezeichnet.
Das Stipendium ist von der Stiftung 1999 zu Ehren und im Andenken an den Gründer der Berlinischen Galerie, Eberhard Roters (1929 bis 1994), errichtet worden. Es dient der Förderung aktueller junger Bildender Kunst in Deutschland, wird von der Stiftung Preußische Seehandlung im Zusammenwirken mit der Berlinischen Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur – verliehen und ist mit insgesamt 15.500 Euro dotiert. Die Dotation beinhaltet ein Jahresstipendium für den Künstler und den Ankauf eines seiner Werke für die Berlinische Galerie.
Der Jury gehören an: Dr. Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, Ulrike Kremeier, Direktorin des Kunstmuseums Dieselkraftwerk Cottbus, Prof. Mark Lammert, Universität der Künste Berlin sowie – mit beratender Stimme – der Berliner Galerist Olaf Stüber.
In der Jurybegründung heißt es: "Paul Hutchinson (*1987) wuchs als Deutsch-Ire im Berlin der Nachwende-Zeit auf und studierte dort an der Universität der Künste sowie an der Saint Martins Universität der Künste in London. Anschließend arbeitete er in New York, Barcelona, Rio de Janeiro und zuletzt Bangalore. Als Jugendlicher war der Fotograf Teil der Berliner Hip-Hop-Szene der 1990er-Jahre. Dieser urbanen Jugendkultur nähert er sich heute als aufmerksamer Beobachter: Für seine erste Monografie 'BBoys, Fly Girls & Horticulture' fotografierte Hutchinson auf Einladung des Goethe-Instituts Jugendliche der Hip-Hop-Szene in Bangalore. Das in der Folge des Aufenthaltes entstandene Künstlerbuch, dessen Aufbau und Gestaltung sowie die reflektierte Herangehensweise des jungen Künstlers überzeugte die Jury nachhaltig. Hutchinsons Fotografien schwanken zwischen dokumentarischer und poetisch-künstlerischer Ästhetik. Was auf den ersten Blick scheint, wie eine spontane Momentaufnahme, ist vielmehr ein sorgsame fotografische Komposition. Häufig arbeitet Hutchinson gerade mit dem gezielten Entzug von individualisierender Information. Die Porträtierten wenden ihre Köpfe ab, ihre Gesichter sind verdeckt oder beschnitten, in Gruppenporträts scheinen die Jugendlichen zu einer Gesamtheit zu verschmelzen. Gerade über das Detail, die vermeintliche Nebensächlichkeit, eine persönliche Assoziation, das Fehlen des einzelnen Gesichts entsteht die sinnlich erlebbare und überindividuelle Charakterisierung der Subkultur. Durch die ausschnitthafte Charakterisierung ihrer Oberflächen reizt der Künstler die Grenzen des Mediums so weit aus, dass seine Fotografien eine malerische Anmutung entwickeln."
Das Eberhard Roters-Stipendium wird Paul Hutchinson im Herbst in der Berlinischen Galerie verliehen.
Walter Rasch, Senator a. D.
Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Preußische Seehandlung