Das 2017 im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Studientag" gewählte Thema Angst traf auf erwartet großes Interesse. So konnten Prof. Dr. Elisabeth Weiss, Direktorin des Zentrums Seniorenstudium der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), und Prof. Dr. Gerhard Berz, Vorstandsmitglied der Universitätsgesellschaft, am 11. Februar 2017 im fast vollbesetzten Hörsaal rund 300 Zuhörer begrüßen.
Von dunklen Mächten miterzogen? Dieser Frage stellte sich anhand Relektüren zur Geschichte der Pädagogik Prof. Dr. Dr. Elisabeth Zwick vom Institut für Pädagogik und spannte einen großen Bogen von der Angst im alten Ägypten und antiken Griechenland ("Angst erschüttert, völlig machtlos ausgeliefert") über Aristoteles ("Nicht mehr Riten, sondern Ordnung schaffen durch Denken") und Thomas von Aquin ("Angst im Kontext der Ethik") bis in die Moderne zu Niklas Luhmann ("Angst – das moderne Apriori"). Zwick erklärte, dass Angst immer eine Frage des "Erlernten" darstelle. Der Mensch müsse wissen, was Angst macht. Die reine Sinneswahrnehmung führe noch nicht zum Angstgefühl, nur wenn der Mensch gelernt hätte: "Davor muss ich mich fürchten", entsteht Angst. Zur Begriffserklärung erläuterte Zwick, Angst bedeute aber nicht Verzweiflung, denn der Gegenspieler von Angst hieße Hoffnung.
Prof. Dr. Markus Vogt vom Institut für christliche Sozialethik sprach zum Thema "Christlicher Glaube als Überwindung der Angst – Herausforderungen in der aktuellen Arena politischer Emotionen". Vogt begann mit einem Filmzitat aus dem Film Weissensee: "Alles, was wir aus Angst tun, kommt irgendwie zu uns zurück wie ein Bumerang." Vogt erläuterte, dass in der derzeit herrschenden Orientierungslosigkeit nur ein positives Grundvertrauen helfe, um vor Angst nicht handlungsunfähig zu sein. "Die Angst ernst zu nehmen, aber sich von der Angst nicht die Autorenschaft über das eigene Leben nehmen zu lassen", sei angebracht, zitierte Vogt Julian Nida-Rümelin.
Vogt prangerte auch an, dass die Hoffnung auf höchstmögliche Bildung utopisch aufgeladen sei und Eltern dazu führe, schon das ungeborene Kind im Mutterleib mit Wissen zu beschallen. Zum Schluss empfahl Vogt die Lektüre des Buches "Du sollst nicht funktionieren: Für eine neue Lebenskunst" von Ariadne von Schirach.