09.03.2017
Im März 2017 prämiert die Stiftung Bildung und Gesellschaft ein Projekt, das sich um Kinder mit besonderem Förderbedarf kümmert und die Betreuung mit Elternarbeit verzahnt. Der monatlich verliehene Primus-Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Sie können sich schlecht im Unterricht konzentrieren, ihnen mangelt es an Selbstvertrauen, sie stammen aus Problemfamilien oder sind sozial auffällig. Die Kinder, die in den beiden 2008 bzw. 2013 eröffneten Förderturmhäusern betreut werden, bringen aber auch Potenzial mit. Und hier setzt das Projekt des Förderturm – Ideen für Essener Kinder e.V. an. Es stärkt ihnen den Rücken durch einen festen Rahmen zum Lernen, für Sport und Spiel. Mit dieser Stabilität können die Kinder ihre Bildungschancen besser wahrnehmen.
Nach der Schule erhalten sie regelmäßig ein warmes Mittagessen, werden bei den Hausaufgaben unterstützt, erhalten bei Bedarf auch Nachhilfe und können darüber hinaus aus einem Angebot an Freizeitaktivitäten auswählen, zum Beispiel Schwimmen, Theaterspielen oder eine Tanz-AG. Sie lernen aber auch, dass sie sich an Regeln halten müssen, und knüpfen Freundschaften unter Gleichaltrigen. Derzeit kommen rund 140 Kinder vor allem aus Essener Grundschulen in die zwei Förderturmhäuser. 70 Prozent besitzen einen Migrationshintergrund.
Die Familien sind eng in das Projekt einbezogen und sollen an den Fortschritten der Kinder Anteil nehmen, sei es bei schulischen Leistungen oder etwa beim Erlernen eines Musikinstruments oder im Sport. Das wiederum motiviert die Kinder, auf dem eingeschlagenen Pfad weiterzugehen. Dank der Betreuung und der Bindung in den kleinen Gruppen hat sich bei den Förderturmkindern der Notendurchschnitt spürbar verbessert. Claudia Goldschmidt vom Förderturm – Ideen für Essener Kinder e.V.: "Mehrere unserer Kinder, die vorher eigentlich nur zur Hauptschule hätten gehen sollen, besuchen mittlerweile ein Gymnasium." Um diesen schulischen Erfolg langfristig zu festigen, werde seit kurzem zusätzlich auch der Weg in die Berufswelt begleitet.
Die Jury der Stiftung Bildung und Gesellschaft sieht in dem Projekt eine "sehr gelungene ganzheitliche Förderung von (bildungs-) benachteiligten Kindern". Birgit Ossenkopf, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung: "Die Verbindung von Mittagessen, Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung insbesondere mit Elternarbeit und viel Zuwendung ist beispielhaft."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen zwölf ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gekürt. Die Wahl zum Primus 2016 findet im April 2017 statt.
Zusätzlich schreibt die Stiftung Bildung und Gesellschaft den Sonder-Primus Grenzenlos aus, um zivilgesellschaftliche Initiativen zu würdigen, die sich speziell für die Bildung von geflüchteten oder zugewanderten Kindern und Jugendlichen engagieren.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
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