17.05.2017
Das Projekt des Lesewelt Ortenau e.V. aus Offenburg begeistert Kinder fürs Lesen. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft würdigt die Initiative mit dem Primus-Preis im Monat Mai und einem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro.
Die Idee ist ganz einfach: In den Ferienwochen gehen Jugendliche für eine Woche auf vier, fünf Spielplätze. Im Gepäck ein Stapel Kinderbücher, die sie zuvor in der Bibliothek ausgesucht und ausgeliehen haben. Auf dem Spielplatz breiten sie eine Picknickdecke aus und laden die Kinder dort ein, sich vorlesen zu lassen und natürlich mit ihnen auch über die Bücher zu sprechen. An Regentagen kommen sie zum Vorlesen in Kindergärten.
"Im letzten Jahr haben rund 60 Jugendliche in Offenburg und Oberkirch mitgemacht", berichtet Carmen Stürzel, Geschäftsführerin des Vereins Lesewelt Ortenau. „Das Projekt ist bei den Jugendlichen sehr beliebt. Schon zu Jahresanfang fragen sie nach den Bewerbungsunterlagen!“ Dabei spielt nicht nur eine Rolle, dass die Elf- bis 16-Jährigen sich für einen Nachmittag Vorlesen fünf Euro Taschengeld hinzuverdienen können. Stürzel: "Es macht Spaß, andere Kinder für das Lesen zu begeistern und sie selbst zum Mitmachen anzuregen."
Der Lesewelt Ortenau e.V. , der seit 2005 durch vielfältige Aktivitäten die Sprach- und Lesekompetenz von Kindern fördert, spricht Schulen und Kindergärten gezielt an, um auf das Projekt aufmerksam zu machen und neue Vorleser zu gewinnen. Das Besondere ist, dass hier Schüler unterschiedlicher Schulformen und Altersgruppen im Team der Spielplatz-Vorleser zusammenarbeiten.
Fast in jeder dritten Familie bekommen Kinder laut Vorlesestudie 2016 gar nicht oder nur selten etwas vorgelesen. "Das ist ein echtes Defizit", meint Birgit Ossenkopf, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. "Die Spielplatz-Vorleser sind eine wirklich schöne Idee, um Kindern die Welt der Bücher näher zu bringen. Denn die Fähigkeit, gut zu lesen, ist entscheidend für den weiteren Bildungsweg."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Zusätzlich schreibt die Stiftung Bildung und Gesellschaft den Sonder-Primus Grenzenlos aus, um zivilgesellschaftliche Initiativen zu würdigen, die sich speziell für die Bildung von geflüchteten oder zugewanderten Kindern und Jugendlichen engagieren. Aus allen von Januar bis Dezember 2017 ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit 5.000 Euro Preisgeld prämiert.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
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