Rosemarie Tietze wuchs in Oberkirch auf und studierte in Köln, Wien, München und Moskau Theaterwissenschaft, Slawistik und Germanistik. 1972 legte sie in München die Staatsprüfung als Übersetzerin und Dolmetscherin für Russisch ab. Seither arbeitete sie zunächst als Dolmetscherin, später vor allem als Übersetzerin literarischer Werke. Dabei wirkte sie weit über ihr Arbeitszimmer hinaus, indem sie Übersetzungen russischer Literatur ebenso wie das Handwerk und die Kunst des literarischen Übersetzens in Lesungen und in den Medien vorstellte und Fortbildungsseminare für Literaturübersetzer durchführte, u.a. am Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen. Von 1984 bis 2009 unterrichtete sie am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München, 2012 war sie Gastdozentin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2012/13 hatte sie die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung am Peter-Szondi-Institut der Freien Universität Berlin inne.
Von 1976 bis 1988 war Rosemarie Tietze Mitglied im Vorstand des Übersetzerverbandes VdÜ, von 1981 bis 1987 Redakteurin der Zeitschrift "Der Übersetzer", von 1994 bis 2001 Präsidentin des Freundeskreises zur internationalen Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen. Auf ihre Initiative wurde 1997 der Deutsche Übersetzerfonds gegründet, den sie bis 2009 leitete. Für ihre Übersetzungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem 1995 mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2010 mit dem Paul-Celan-Preis für die gefeierte Übersetzung von Lew Tolstois Meisterwerk Anna Karenina.
Dem Vorstand der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache im Stifterverband gehören Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Glück, (Bamberg, Sprecher des Vorstands), Patricia Conring (Weimar), Astrid Knese (Essen), Dr. Michael Knoche (Weimar), Prof. Dr. Heinz-Günther Schmitz (Kiel) und Dr. Heike Schmoll (Berlin) an.