Das Verschwinden von Sicherheit ist zum Kennzeichen unserer Zeit geworden. Viele Menschen erleben sich von dem rasanten Tempo der gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen überfordert. Die Antwort vieler Bürger auf die wachsende Unsicherheit ist eine Radikalisierung ihrer Lebensführung. Sie wenden sich Extremen zu, die ihnen wieder Klarheit darüber verschaffen, was richtig oder falsch sei. Der Fremdenfeind, der alle Probleme dieser Welt aus der massenhaften Ankunft von Flüchtlingen herleitet, der sich allen digitalen Neuerungen der Selbstkontrolle unterwerfende Selbstoptimierer, der Sicherheitsfanatiker, der radikale Wertnostalgiker und der fanatische Veganer – sie alle eint aus psychologischer Sicht mehr, als ihnen bewusst ist.
Ernst-Dieter Lantermann lehrte von 1979 bis 2013 als Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel. Er hatte mehrere Gastprofessuren inne, unter anderem in Mannheim, Bern, Potsdam und Leipzig. Lantermann publizierte mehrere wegweisende Studien zum Thema Komplexitätsmanagement und forschte über die Ursachen sowie Konsequenzen von gesellschaftlicher Exklusion und Fanatismus.