06.10.2017
Die Stiftung Preußische Seehandlung hat auf Beschluss ihrer Preisjury die Schriftstellerin Marion Poschmann mit dem Berliner Literaturpreis 2018 ausgezeichnet.
Die Autorin nimmt die mit dem Preis verbundene Berufung der Freien Universität Berlin auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik im Sommersemester 2018 an.
Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis zeichnet Autoren aus, die mit ihrem literarischen Werk in den Gattungen Erzählende und Dramatische Literatur sowie Lyrik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben.
Mit der Preisvergabe geht das Angebot einer Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin einher.
Die Gastprofessur bietet jeweils im Sommersemester ein Forum für Textarbeit mit Studierenden der Universitäten und Hochschulen in den Ländern Berlin und Brandenburg.
Bisherige Preisträger und Dozenten waren Herta Müller, Durs Grünbein, Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer, Dea Loher, Sibylle Lewitscharoff, Thomas Lehr, Rainald Goetz, Lukas Bärfuss, Hans Joachim Schädlich, Olga Martynova, Feridun Zaimoglu und Ilma Rakusa.
Der Jury des Berliner Literaturpreises 2018 gehören Michael Gamper, Jutta Person, Stephan Wetzel, Thomas Wohlfahrt und Norbert Christian Wolf an.
In der Begründung für die Preisvergabe heißt es: "Die Schriftstellerin Marion Poschmann erhält den Berliner Literaturpreis 2018 für ihr Werk, das von hoher Sprachkraft und poetischem Witz geprägt ist. Ihr literarisches Schaffen umfasst Dichtung, Prosa und Essayistik und setzt in allen Bereichen eigenständige Akzente, die ihr Werk gerade in seiner einfachen aber hintersinnigen Weise herausragen lassen.
Ihre Romane zeichnen sich dadurch aus, dass deren Helden allesamt Sonderlinge sind, denen sie distanziert sympathisierend begegnet, deren Skurrilität aber nie verraten wird. Dieser Blickwinkel, stilistisch unverwechselbar entwickelt, eröffnet Zugänge zu Zwischenwelten, wie sie sich in Begegnungen zwischen Menschen, verschiedenen Kulturen oder im Umgang mit Flora und Fauna ergeben.
Auch in ihrer Lyrik hat sie die Beobachtung der Natur auf überraschende Weise erneuert: Mit geradezu botanischem Blick durchleuchtet sie pflanzliche Anordnungen und erfasst deren mystischmythologisches Potenzial, das sie in Gartenkulturen, die auch Gesellschaftsbilder sind, wiederfindet. Besonders fernöstliche Andersartigkeiten haben es ihr angetan, inhaltlich wie formal. Marion Poschmann gestaltet ihre Texte in einer Sprache, die ruhig, besonnen, feinsinnig und voller verblüffender Details ist. Damit verlangt sie den Leserinnen und Lesern höchste Konzentration auf die dargestellten Dinge ab. Sie bewirkt dadurch eine ganz eigene Art von Entschleunigung. Folgt man ihr, erschließen sich neue Sprachwelten von barock üppiger und romantisch raumgreifender Vielfalt."
Der Berliner Literaturpreis wird am 14. Februar 2018 vom Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung, Michael Müller, im Berliner Rathaus verliehen. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, wird die Berufung der Preisträgerin auf die Gastprofessur vornehmen. Die Laudatio hält Dr. Thomas Wohlfahrt, Direktor vom Haus für Poesie.