"Ob und wie diese Mechanismen der Alterung und Neurodegeneration zusammenwirken ist bisher nie im Zusammenhang erforscht worden und könnte ein Schlüssel zum Erfolg in der Entwicklung neuartiger Therapien sein", erläutert Andreas Hermann.
In seinem Hauptarbeitsfeld der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) konnte er bereits aufzeigen, wie sich motorische Nervenzellen zurückbilden und neue Signalwege herausfinden, die den Zelluntergang auslösen. "Die Strategie dabei wird im Wesentlichen sein, die Mechanismen der Neurodegeneration zu verstehen, um eine möglichst kausale Therapie entwickeln zu können", so Hermann weiter. Erste Substanzen wurden und werden bereits bei individuellen Heilversuchen oder auch Studien an Patienten getestet.
In der Rostocker Neurologie kann dank der Stiftungsprofessur eine völlig neue Sektion eingerichtet werden, um den neuen Forschungsschwerpunkt auszubauen. Dieser beinhaltet grundlagenwissenschaftliches Arbeiten, die Vernetzung unterschiedlicher Arbeitsgruppen zum Thema humaner Zellmodelle von Erkrankungen und wissenschaftliche Erkenntnisse in den klinischen Alltag zu übertragen. "Die duale Strategie, einerseits die Behandlung der Neurodegeneration, andererseits die Stärkung von Resistenzfaktoren gegen Zellalterung und Neurodegeneration, ist einzigartig für Deutschland", sagt Storch. Dadurch werde es eine kliniknahe Vernetzung zwischen Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Patientenbetreuung geben.
Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für Medizinische Forschung, die vom Stifterverband treuhänderisch verwaltet und vom Deutschen Stiftungszentrum betreut wird, fördert mit ihrem Programm Translationale Neurowissenschaften kliniknahe Grundlagenforschung an Universitätskliniken. Dadurch sollen die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Arbeit ausgebaut und zur Anwendung gebracht werden. "Unser Dank gilt der Schilling-Stiftung, die unserem Zentrum für Nervenheilkunde wie der ganzen Unimedizin diese Möglichkeit gibt, die Forschung in einem für so viele Patienten wichtigen Bereich weiter zu verstärken", betont Storch.
Prof. Dr. Dr. Andreas Hermann hat in Ulm und Dresden studiert, seine Facharztausbildung und Habilitation in Dresden absolviert. Geforscht hat er unter anderem an der Harvard Medical School und im DFG-Exzellenzcluster der Technischen Universität Dresden. Er war bis zuletzt Leiter des Bereiches Neurodegenerative Erkrankungen an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Technischen Universität Dresden, Koordinator für Klinische Forschung und Arbeitsgruppenleiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Dresden. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.