21.02.2019
Verleihung im Berliner Rathaus durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller / Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, berief den Preisträger auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung
Der Schriftsteller Clemens J. Setz ist mit dem Berliner Literaturpreis 2019 geehrt worden. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Mittwochabend im Berliner Rathaus durch den Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung, Michael Müller, verliehen. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, berief den Autoren für das Sommersemester 2019 auf die mit dem Preis verbundene Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung. Die Laudatio auf Clemens J. Setz hielt die österreichische Literaturwissenschaftlerin Dr. Daniela Strigl. Im Rahmen der Veranstaltung las der Preisträger aus seinem neuen Erzählband "Der Trost runder Dinge".
Der Berliner Literaturpreis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, die mit ihrem literarischen Werk in den Gattungen Erzählende und Dramatische Literatur sowie Lyrik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben. Mit der Preisvergabe geht das Angebot einer Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin einher. Die Gastprofessur durfte zwölfmal, von 2005 bis 2016, mit dem Namen des Dichters Heiner Müller verbunden sein.
Die Gastprofessur bietet jeweils im Sommersemester ein Forum für Textarbeit mit Studierenden der Universitäten und Hochschulen in den Ländern Berlin und Brandenburg. Bisherige Preisträger und Dozenten waren Herta Müller, Durs Grünbein, Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer, Dea Loher, Sibylle Lewitscharoff, Thomas Lehr, Rainald Goetz, Lukas Bärfuss, Hans Joachim Schädlich, Olga Martynova, Feridun Zaimoglu, Ilma Rakusa und Marion Poschmann.
Der Jury des Berliner Literaturpreises 2019 gehören Michael Gamper, Jutta Person, Stephan Wetzel, Ernest Wichner und Norbert Christian Wolf an. In der Begründung für die Preisvergabe heißt es: "Der Schriftsteller Clemens J. Setz erhält den Berliner Literaturpreis für ein literarisches Schaffen, das in allen Großgattungen originelle Akzente gesetzt hat. Es ist von einer schier unerschöpflichen Fabulierlust und absurder Komik geprägt und glänzt mit einem intertextuellen Anspielungsreichtum, der von genuin literarischen über philosophische und naturwissenschaftliche bis zu popkulturellen Diskursen reicht. Dokumentarisches wird mit Fantastik konfrontiert, genau recherchiertes, zum Teil abseitiges und abstruses Wissen mit Groteskem und Irrationalem; irreale Traumsequenzen werden ihrerseits mit rationalen Erkenntnissen verknüpft, wobei die narrative Kombinatorik stets neue und unerwartete Wendungen nimmt. Ausgehend vom Debüt Söhne und Planeten (2007) über den zweiten Roman Die Frequenzen (2009), das Theaterstück Mauerschau (2010) und den so fulminanten wie rätselhaften Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes (2011) hat Setz konsequent einen idiosynkratischen literarischen Kosmos geschaffen und sich einen so eigenwilligen wie facettenreichen, gleichsam musikalischen Schreibstil erarbeitet. Beides führt er im Roman Indigo (2012), dem 'unlyrischen' Lyrikband Die Vogelstraußtrompete (2014), dem Monumentalroman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre (2015) und dem bitterbösen Theaterstück Vereinte Nationen (2017) sowie in essayistischen Texten und Gesprächen zu jeweils neuen Höhepunkten kalkulierter oder assoziativer Komposition. Setz verbindet darin auf eindrückliche Weise literarische Traditionsbestände mit formalen Errungenschaften der Avantgardeliteratur, was sein Schreiben gleichermaßen für ein größeres und junges Publikum attraktiv macht."
Im Rahmen der Festveranstaltung würdigte der Regierende Bürgermeister und Vorsitzende des Rates der Stiftung Michael Müller das Wirken des langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Preußische Seehandlung, Senator a. D. Walter Rasch. Müller betonte, unter Walter Raschs Ägide sei die Stiftung Preußische Seehandlung zu einer geschätzten Förderinstitution und verlässlichen Partnerin für die Kultur und das literarische Berlin geworden. Walter Rasch gibt sein Amt im März 2019 nach 35 Jahren ab. Der Rat der Stiftung bestimmte Dr. Hans Gerhard Hannesen zu seinem Nachfolger, wie Michael Müller mitteilte.
Auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Senator a. D. Prof. Dr. Manfred Erhardt, scheidet – ebenfalls aus Altersgründen – aus seinem Amt aus; auf ihn folgt die Journalistin Dagmar Reim. Dr. Hans Gerhard Hannesen (Jg. 1952) ist Kunsthistoriker und war 25 Jahre der Präsidialsekretär der Akademie der Künste. Dagmar Reim (Jg. 1951) war von 2003 bis 2016 Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg.
Berlin, 21. Februar 2019