Der indische Psychoanalytiker und Sozialtheoretiker Ashis Nandy ist Preisträger des diesjährigen Hans-Kilian-Preises, mit 80.000 Euro deutschlandweit eine der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften. Am Donnerstagnachmittag (9. Mai 2019) nahm er den Hans-Kilian-Preis im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung an der Ruhr-Universität Bochum entgegen. "Hans Kilian hat immer wieder die Aufgabe der Sozialwissenschaft und der Psychoanalyse betont, das Unsichtbare und das, was manche Gesellschaften gerne unsichtbar machen würden, dem Verbergen und Vergessen zu entreißen. In einer Welt, in der ehemals schützende und sichtbare Gemeinschaften mehr und mehr zerstört und durch anonymisierende Massengesellschaften verdrängt werden, ist diese Aufgabe dringlicher denn je", sagte Ashis Nandy anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Hans-Kilian-Preis.
Nandy gilt als Mitbegründer der weltweiten Postcolonial Studies. In seinem wissenschaftlichen Lebenswerk sucht er sowohl die Auseinandersetzung mit als auch den Brückenschlag zwischen westlichen und östlichen Gesellschaften – zudem ist er als postkolonialer Denker bekannt für seine interdisziplinären und kreativen Ansätze. In der Laudatio von Dorothee Wierling, Vorsitzende des Preiskuratoriums und Vorstandsmitglied der Köhler-Stiftung, wurde der Preisträger wie folgt gewürdigt: "Ashis Nandys ungebremste Neugierde, seine Güte und gelassene Weisheit in Bezug auf die sozialpsychologische Welt, sein unerschütterlicher Anti-Nationalismus und der unbeirrbare Glaube an das Potenzial der Menschen, mitfühlende Gesellschaften zu errichten, machen seine Stimme für uns alle bedeutsam. Sein öffentliches Eintreten für einen sozialen Wandel, der die kulturelle Vergangenheit nicht einfach unreflektiert zum Verschwinden bringt, ist impulsgebend. Mit der Vergabe des diesjährigen Hans-Kilian-Preises an Ashis Nandy spricht die Preisjury ihm ihre Anerkennung für die enorme öffentliche wie auch einflussreiche intellektuelle und wissenschaftliche Bedeutung aus, die er in seinem langen wissenschaftlichen Leben erlangt hat."