13.09.2019
Mit dem Interior Scholarship, dem europaweit einzigen Stipendium für Innenarchitektur, herausgegeben von der gemeinnützigen Sto-Stiftung und der AIT, werden Studierende für ihre Ideen und kreativen Denkweisen ausgezeichnet.
Das mit insgesamt 24.000 Euro dotierte Interior Scholarship erhalten im Studienjahr 2019/2020 Lara Grandchamp (Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel/Schweiz), Karolin Kull (Estonian Academy of Arts, Tallinn/Estland), Alfiia Koneeva und Janna Theda Radlow (beide Burg Giebichenstein Kunsthochschule, Halle an der Saale).
Mit einem monatlichen Zuschuss von jeweils 500 Euro zum Lebensunterhalt wird es den Studentinnen ein Jahr lang ermöglicht, sich voll und ganz ihrem Studium widmen zu können. Das Stipendium wurde in diesem Jahr zum neuen Mal vergeben. Beworben hatten sich über 70 Studierende aus 14 Ländern und 25 Nationalitäten. Auch im kommenden Jahr soll es eine erneute Ausschreibung geben.
Uwe Koos, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Sto-Stiftung, und Kristina Bacht, Verlagsleiterin AIT-Dialog, sprachen mit den Stipendiatinnen bei einem Treffen im AIT-ArchitekturSalon.
Lara Grandchamp: Ich bin fest davon überzeugt, dass Innenarchitektur nicht nur den Lebensstil verbessern kann, sondern auch eine ganze Gesellschaft mit ihrer biologischen Vielfalt. Ich bin ein begeisterter Befürworter des ganzheitlichen Ansatzes, den dieser Beruf vermittelt. Im Augenblick habe ich meinen Studienschwerpunkt auf die Erforschung jener sensiblen Verbindung gelegt, die den Menschen mit dem Raum verbindet: der Erzählung. Deshalb habe ich mich entschieden, einen Master-Abschluss in Szenografie anzustreben, weil ich denke, dass am Ende alles Szenografie ist.
Besonders interessiert mich zudem das Thema kulturelles Erbe, das fest mit der Innenarchitektur verknüpft ist. Ich möchte gerne eine Karriere verfolgen, in der ich mit Spezialisten arbeite, um gemeinsam wichtige Anregungen zu formulieren, die unseren Planeten und unsere Gesellschaft betreffen. Innenarchitektur bedeutet für mich immer die unbedingte Nähe zu den Nutzern und eine allgemeine Nähe zu Details, die ich nicht zuletzt wegen meiner Leidenschaft für kleine Maßstäbe und präzise Arbeit besonders schätze. Wir leben in einer Welt, die vor entscheidenden demographischen und ökologischen Herausforderungen steht – eine perfekte Denkaufgabe für Innenarchitekten.
Karolin Kull: Inspiration finde ich in meiner Umgebung, in Geschichten, natürlichen Formen, Strukturen und Anomalien in der Natur, aber auch bei den Menschen, die ich hart arbeiten sehe. Während meines Studiums hatte ich bisher die Gelegenheit, mit vielen inspirierenden Persönlichkeiten zu arbeiten. Durch sie bin ich zu dem geworden, was ich bin. Die Menschen verbringen die längste Zeit ihres Lebens in Innenräumen, was die besondere Bedeutung von Innenarchitektur für unser Leben unterstreicht. Ich fühle mich herausgefordert, hierfür die bestmögliche Umgebung zu schaffen. Um jedem Einzelnen Sicherheit und Komfort zu bieten sowie Kreativität, Begeisterung und einen gesunden Lebensstil zu fördern – um Raum als zweite Haut und damit als Erweiterung der eigenen Persönlichkeit zu erleben. Dieser Ansatz kann auch dazu dienen, temporäre Räume zu schaffen.
Janna Theda Radlow: Es macht mir Spaß, mich in eine bestimmte Zielgruppe hineinzudenken und dann mit den bestimmten Parametern den Raum zu analysieren, der gestaltet werden soll. Am meisten kann ich mich für das Bauen im Bestand begeistern – die nachhaltigste und kreativste Art, neue Räume zu schaffen. Von vornherein gibt es räumliche Grenzen, die beachtet werden müssen und die Kreativität herausfordern. Dafür braucht es keine neuen Architekturen. Für mich ist es viel spannender, mit der alten Substanz zu arbeiten. Ein anderer Bereich, der mich fasziniert, ist das Leben auf engstem Raum und die Abgeschiedenheit von der hektischen, schnellen Welt. Ich kann voll und ganz darin versinken, Rückzugsorte zu entwerfen, die durch Material, Haptik und die Reduktion auf das Wesentliche zu ganz besonderen Räumen werden. Ich möchte mich im Masterstudium noch intensiver mit dem Möbeldesign befassen, einem Gebiet, in das ich im Bachelorstudium kaum Einblick hatte. Dies bedeutet aber nicht, dass ich in Zukunft Möbeldesignerin werden möchte. Ich glaube jedoch, dass die Erfahrung im Möbelbau der Arbeit am Detail zugutekommt.
Alfiia Koneeva: Die Innenarchitektur als Begriff hat keinen festen Rahmen für mich und schließt viele gestalterische Aspekte mit ein. Persönlich war ich schon immer vom szenischen Raum beindruckt, sowohl von der übertriebenen visuellen Ästhetik als auch von der Symbiose und den Kunstformen, die das Theater prägen. Beruflich würde ich mich gerne weiter als Bühnenbildnerin entwickeln und meine Kenntnisse über die experimentelle Raumgestaltung erweitern, um diese im späteren Berufsleben anzuwenden. Durch das Stipendium bekomme ich die Möglichkeit, mich voll und ganz auf mein Studium und meine Projekte zu konzentrieren. Außerdem habe ich dadurch mehr Zeit für die Vorbereitung auf das Masterstudium, ohne dabei über Finanzierungsprobleme nachdenken zu müssen. Des Weiteren eröffnen sich für mich damit neue Möglichkeiten, mich weiter im Berufsleben zu entwickeln. Ich möchte an verschiedenen Ausstellungen teilnehmen und freue mich über die Möglichkeit, im Magazin AIT-Dialog präsent zu sein.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
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