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Dr. Wilhelmy-VDE-Preis für junge Ingenieurinnen verliehen

02.03.2020

Die Dr. Wilhelmy-Stiftung und die Technologieorganisation VDE zeichnen gemeinsam herausragende Dissertationen auf dem Gebiet der Elektrotechnik und Informationstechnik aus. Der Preis wird jedes Jahr an bis zu drei junge Ingenieurinnen verliehen. Er ist mit je 3.000 Euro dotiert und soll junge Forscherinnen zu einer wissenschaftlichen Laufbahn motivieren.

Mit dem Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen wollen der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. und die Dr. Wilhelmy-Stiftung junge Talente fördern, um den Fachkräftebedarf Deutschlands als Technikstandort langfristig zu sichern. Laut VDE-Trendreport, einer Umfrage unter den 1.600 Mitgliedsunternehmen und Hochschulen, basiert der technologische Vorsprung Deutschlands neben einem innovativen Mittelstand vor allem auf dem hohen Ausbildungsniveau und Systemdenken der Ingenieure sowie der guten Vernetzung von Unternehmen und Hochschulen. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage an gut ausgebildeten Elektroingenieurinnen und Elektroingenieuren in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird.

Verleihung des Dr. Wilhelmy-VDE-Preises für junge Ingenieurinnen 2019 (Foto: Mikura visual arts cologne/VDE)
Foto: Mikura visual arts cologne/VDE
Dr. Beate Mand (COO, VDE) mit den Preisträgerinnen Dr.-Ing. Fralett Suarez Sandoval, Dr.-Ing. Lena Müller und Dr.-Ing. Stefanie Müller (v.li.)

Preisträgerin: Dr.-Ing. Lena Müller aus Dortmund

In ihrer Dissertation "Analysis of long-term voltage stability in electric power systems under consideration of active distribution networks and novel emergency control systems" beschäftigt sich Lena Müller mit der veränderten Systemdynamik durch die Integration von umrichtergekoppelten Betriebsmitteln, mit echtzeitfähigen Regelungssystemen zur Identifikation und Vermeidung von Spannungsinstabilität und nicht zuletzt mit der dynamischen Modellierung von energietechnischen Betriebsmitteln und deren Regelung. 

Das Problem: Die Volatilität der dargebotsabhängigen Erzeugung aus Wind und Sonne führt zu einer höheren Schwankung der Leitungsflüsse im Übertragungsnetz, während der notwendige Netzausbau nur langsam voranschreitet. Außerdem verändern die steigende Anzahl leistungselektronisch gekoppelter Anlagen und Systeme, insbesondere dezentrale Erzeugungsanlagen und Hochspannungsgleichstromübertragung sowie der gleichzeitige Rückbau konventioneller Kraftwerke mit Synchrongeneratoren die Dynamik und Stabilität zukünftiger Energieübertragungssysteme. Das erste Ziel der Dissertation von Lena Müller ist die Modellierung eines kombinierten Übertragungs- und Verteilnetzmodells, das qualitative Einblicke in das Verhalten zukünftiger Energiesysteme ermöglicht. Ihr zweites Ziel ist die Entwicklung eines agentenbasierten, dezentralen Überwachungs- und Regelungssystems. Dieses System kann zuverlässig eine drohende Spannungsinstabilität identifizieren sowie koordiniert geeignete Gegenmaßnahmen aktivieren. 

Lena Müller studierte „Wirtschaftsingenieurwesen“ im Bachelor und im Master an der TU Dortmund. Als wissenschaftliche Angestellte am Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft der TU Dortmund hatte sie die Leitung der Arbeitsgruppe "Netzdynamik und Stabilität" am ie³ sowie die Gesamtprojektleitung der DFG Forschergruppe 1511 "Schutz- und Leitsysteme zur zuverlässigen und sicheren elektrischen Energieübertragung" inne. Heute ist sie als Ingenieurin in der langfristigen Netzplanung bei der Amprion GmbH in Dortmund tätig.

 

Preisträgerin: Dr.-Ing. Stefanie Müller aus Chemnitz

In ihrer Dissertation "Systematisierung und Identifizierung von Störquellen und Störerscheinungen in zeithistorischen Videodokumenten am Beispiel digitalisierter Videobestände sächsischer Lokalfernsehsender" beschäftigt sich Stefanie Müller mit der automatisierten Qualitätsüberprüfung digitalisierter Analogformate. Ziel ist die Einsparung von Ressourcen und das framegenaue Auffinden von zu behebenden Störungen in einem beliebigen Digitalisat. 

Hintergrund: Es besteht die akute Gefahr, dass Erinnerungen und Dokumentationen auf analogen Aufnahmemedien, wie dem seit 1976 eingesetzten magnetbandbasierten VHS-System, in naher Zukunft durch Materialverschleiß unwiederbringlich verloren gehen. Stefanie Müllers neuartiger Vorschlag zur Systematisierung und Klassifikation der Phänomene umfasst sowohl analoge als auch digitale Komponenten. Die Arbeit von Stefanie Müller schlägt den Bogen von einer nahezu ausgestorbenen Analogtechnik (VHS) hin zu einer modernen Verarbeitung (CNN). Nicht zuletzt bietet die stetige Weiterentwicklung der Technologie zahlreiche Anknüpfungspunkte für künftige Forschungsarbeiten. 

Stefanie Müller studierte Medientechnik im Bachelor an der Hochschule Mittweida und im Master an der Technischen Hochschule Deggendorf. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fakultät Informatik, Professur Medieninformatik an der TU Chemnitz, war sie unter anderem als Übungsbetreuerin im Bereich Medientools sowie Audio- und Videoproduktionstechnik tätig.

 

Preisträgerin: Dr.-Ing. Fralett Suarez Sandoval aus Merzhausen

In ihrer Dissertation "Efficient wireless power transfer with magnetoinductive waves" beweist Fralett Suarez Sandoval die Eignung von magnetoinduktiven Wellen für eine effiziente drahtlose Energieübertragung (WPT) mit Freiheit zur Positionierung des Empfängers. Im Gegensatz zu existierenden Lösungen erlaubt dieser Ansatz eine Fläche zum elektrischen Laden mit einfacher Elektronik und Regelung. 

Fralett Suarez Sandoval studierte Elektrotechnik im Bachelor als eine der besten ihres Fachs in Mexiko und Microsystemstechnik im Master an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Als Forscherin am Institut für Mikrosystemtechnik, Mikroaktorik in Freiburg arbeitet sie am Forschungsvorhaben DFG "MiWaves".

Der Dr. Wilhelmy-VDE-Preis

Voraussetzung für die Auszeichnung mit dem Dr. Wilhelmy-VDE-Preis sind ein sehr guter Promotionsabschluss und eine hohe Bedeutung der Dissertation für die Wissenschaft und den Elektrotechnik-Standort Deutschland. Berücksichtigt werden ausschließlich Arbeiten aus dem deutschsprachigen Raum. Die Preisverleihung findet einmal jährlich im Rahmen einer repräsentativen VDE-Veranstaltung statt – die Auswahl der Preisträgerinnen erfolgt durch eine hochkarätige Jury des VDE.

Der Preis ist dabei nur eine von vielen Aktivitäten, mit denen sich der VDE für die Förderung junger Nachwuchswissenschaftlerinnen einsetzt: So bietet der VDE gemeinsam mit Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen jungen Elektro- und Informationstechnik-Studentinnen sowie jungen Berufseinsteigerinnen eine Plattform an, die sie in ihrer beruflichen Einstiegsphase unterstützt. Das Projekt "MINT-Studentinnen" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen – "Komm, mach MINT." – gefördert. Ziel der bundesweiten Initiative ist es, Mädchen und Frauen für MINT-Studiengänge und MINT-Berufe zu begeistern.

Die Dr. Wilhelmy-Stiftung

Die Dr. Wilhelmy-Stiftung ist eine in Berlin begründete rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die 2007 von Dr.-Ing. Lothar Wilhelmy ins Leben gerufen wurde. Zweck der Stiftung ist unter anderem die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung. Der 1940 in Kiel geborene Stifter Wilhelmy studierte Elektrotechnik mit abschließender Promotion an der TU Stuttgart. Er kam 1972 nach Berlin und übernahm Führungspositionen bei mittelständischen Unternehmen. Von 1983 bis zu seinem Ruhestand 2006 war er Vorstand und Mitgesellschafter der Hübner Elektromaschinen AG, heute Baumer Hübner GmbH.