Das Dorf Golzow im brandenburgischen Oderbruch steht exemplarisch für viele Städte und Gemeinden in einer der strukturschwächsten Regionen Deutschlands. Dem zu DDR-Zeiten mit einer der größten landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) des Landes florierendem Dorf fehlte es dreißig Jahre nach der Wende an Möglichkeiten zur Nahversorgung seiner Bürger vor Ort. Einen Lebensmittelladen gab es nicht. Der letzte Bäcker im Dorf erwog die Schließung. Geändert hat die Situation ein Summerschool-Projekt von Studierenden der TU Darmstadt. Mit der Unterstützung der gemeinnützigen Sto-Stiftung und den Golzowern selbst haben die Studierenden im vergangenen Sommer in einem leer stehenden Gebäude einen "Dorfladen+" gestaltet und dem Dorf damit wieder neues Leben eingehaucht.
Starkes Engagement von Anfang an
Die Arbeit an dem Ladengebäude hat einen positiven Impuls ausgelöst. „Das Dorfleben und unsere Gemeinschaft wurden wieder aktiviert“, freut sich Bürgermeister Frank Schütz (CDU). „Das einst studentische Projekt ist jetzt unseres. Wir haben es in unserem Dorf etabliert und können der Stiftung nur dankbar sein, dieses mit uns hier verwirklicht zu haben“, fügt Schütz an. Von Anfang an haben sich die Golzower stark an dem Projekt beteiligt. Darunter war auch Christine Rauter. "Ich habe als Praktikantin angefangen. Seit Januar habe ich eine feste Anstellung bei der Gemeinde. Ich kümmere mich um die Wochenmärkte und weitere Aktivitäten im Laden, zum Beispiel Treffen von kleinen Vereinen oder Interessengruppen, die nach den Corona-Lockerungen jetzt wieder an Fahrt gewinnen", erklärt sie.
Der Architekt Christoph Muth hat das Projekt im Sommer 2019 noch von Darmstadt aus mitgeleitet. Er forscht mittlerweile an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus - Senftenberg am Fachgebiet für Stadtplanung. "Das Projekt in Golzow hat Beispielcharakter für alle strukturschwachen Regionen in Deutschland. Die Vielseitigkeit des Ladens, seine Mischung aus Geschäft und Begegnungsstätte, hat den Dorfbewohnern einen neuen Anlaufpunkt im Ort gegeben, an dem sie nun festhalten wollen", erklärt Muth. Man habe langfristig Strukturen geschaffen, die von den Menschen weitergedacht und an die Bedarfe angepasst wurden. "Das bringt den hier benötigten Wandel", fügt er an.