Warum haben Sie sich für den Beruf des Innenarchitekten entschieden?
Ich habe mich schon als Bootsbauer sehr intensiv mit dem Raum an sich auseinandergesetzt – auch mit dem zu Verdrängenden, also dem Wasser. Ich hatte immer eine genaue Vorstellung davon, wie Räume nicht sein sollten, und fand es faszinierend, mit dem, was sein könnte, zu spielen! Auch unterschiedlichste Baumaterialien fand ich immer spannend. Außerdem war mein Großvater Architekt, Bauhäusler, in der Klasse von Moholy-Nagy – diese Steilvorlage wollte ich mir nicht nehmen lassen.
Wann haben Sie das erste Mal von der Sto-Stiftung erfahren?
Das war bei der Ausschreibung für das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung Interior Scholarship. Ich hatte darüber im AIT-Magazin gelesen und mich, wie viele andere auch, dafür beworben.
Was hat Sie motiviert, sich für das Stipendium zu bewerben?
Die finanzielle Unterstützung von bis zu 1.000 Euro im Monat für ein ganzes Jahr war ungewöhnlich hoch. Damit konnte ich mich völlig auf mein Studium konzentrieren und hatte nicht den Druck eines zusätzlichen Nebenjobs.
Wie haben Sie von dem Stipendium profitiert?
Es war eine spannende und produktive Zeit, auch dank des finanziellen Freiraums. Ich habe ein halbes Jahr in Istanbul in der Türkei verbracht. Mit der Unterstützung durch die Sto-Stiftung konnte ich meinen Aufenthalt in Istanbul sorgenfrei finanzieren. In dieser diversitären Stadt neugierig sein und experimentieren zu dürfen – eine intensive und perfekte Zeit! Ich habe mich völlig auf mein Studium gestürzt, Projekte und Ideen entwickelt. Zum Beispiel mit einer Studie zum Thema: "Wie und wo, vor allem worauf, sitzen Menschen in Istanbul?" Ich habe mich dazugesetzt und beobachtet. Was für ein Luxus!
Welche Erfahrungen haben Sie genau gemacht und wie können Sie diese in Ihre Arbeit einbringen?
Bei Projekten muss man hin und wieder schnell umdenken, komplexe Strukturen so zusammenbringen, dass sie händelbar werden. Wenn die Luft etwas dicker wird, ist es oft erst richtig spannend. Mein Ziel ist es, dass die Baustelle trotzdem noch zufriedene Bauherren gebiert.
Würden Sie Studierenden empfehlen, sich für das Stipendium zu bewerben?
Auf jeden Fall! Es ist doch ein wahnsinniges Geschenk, wenn größere Institutionen ihre Potenziale nutzen und junge Menschen in ihrer Ausbildung unterstützen. Langfristig profitieren alle davon!
Was könnte man am Stipendium insgesamt noch verbessern?
Wir waren die ersten Stipendiaten des Projekts. Zu unserem Glück konnten wir alles ausschöpfen, was möglich war. Aber nach dem Stipendium wäre es schön, eine Möglichkeit zu haben, in weiteren Kontakt mit den Kollegen zu kommen.
Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Arbeit jetzt und wie geht es bei Ihnen beruflich weiter?
Ich arbeite als Innenarchitekt in einem interdisziplinären, sehr dynamischen Büro in Hamburg. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt aktuell beim Thema "New Work".
Was bedeutet das?
Das steht für das Entwickeln neuer Arbeitswelten, also hauptsächlich für Büros. Dabei geht es um neue Aufenthaltsqualitäten. Ich selbst habe mich nicht konkret spezialisiert; habe eher Erfahrungen im Hochbau gesammelt und gemerkt, dass ich wieder an Projekten arbeiten möchte, bei denen es schneller zur Umsetzung kommt, was im Hochbau eher nicht der Fall ist. Da unser Büro sich auch auf andere Schwerpunkte konzentrieren kann, ist das für mich ein spannender Arbeitskontext, an dessen Lösungsweg ich sehr gern beteiligt bin.