Die Vizepräsidentin des Stifterverbandes, Dr. Simone Bagel-Trah, im Interview mit Dr. Markus Heuel, Mitglied der Geschäftsleitung des Deutschen Stiftungszentrums, im Fachmagazin Stiftung&Sponsoring
Simone Bagel-Trah ist an der Schnittstelle von Wirtschaft und Zivilgesellschaft sehr erfahren: Sie gehört als Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses von Henkel nicht nur zu den profiliertesten und erfolgreichsten Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft, sondern ist zudem – unter anderem als Vorstandsvorsitzende der Fritz Henkel Stiftung und als Vizepräsidentin des Stifterverbandes – sehr engagiert. Zum Schwerpunkthema der aktuellen Ausgabe von Stiftung&Sponsoring "Interaktion: Unternehmen und Gemeinnützigkeit" stand Simone Bagel-Trah Markus Heuel, Mitglied der DSZ-Geschäftsleitung, für ein Interview zur Verfügung.
Stiftungsarbeit ist keine Werbeform
Im Gespräch weist Simone Bagel-Trah auf die Bedeutung von Unternehmensstiftungen hin. "Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen ist heute wichtiger denn je. Kooperationen und Aktivitäten von Unternehmensstiftungen haben sich etabliert und werden geschätzt. Wir sehen nicht nur, dass der Anspruch an das gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen in den letzten Jahren weiter gestiegen ist. Es wird auch in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch hinterfragt, wenn ein Engagement allein zur Imageverbesserung betrieben wird. Die Diskussion dazu finde ich gut und wichtig. Denn Stiftungsarbeit ist keine Werbeform. Es geht um ernsthaftes Engagement."
So viel Nähe wie nötig, so viel Freiheit wie möglich
Die eigene Stiftung ermöglicht Unternehmen, CSR-Aktivitäten zu bündeln, strategisch zu planen und Ziele unabhängig von konjunkturellen Einflüssen konsequent zu verfolgen. Damit die Unternehmensstiftung ein Erfolg wird, ist in den Augen von Simone Bagel-Trah wichtig, dass Unternehmen und Stiftung Gemeinsamkeiten wie etwa Werte und Überzeugungen teilen. Gleichzeitig sollte sich die Unternehmensstiftung aber als eigenständiger zivilgesellschaftlicher Akteur etablieren. "Wir sollten nicht vergessen, dass Unternehmensstiftungen nur aus einer unabhängigen Position ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen können", so Simone Bagel-Trah. "Unabhängigkeit erhöht die Glaubwürdigkeit und erweitert den Spielraum bei der Zusammenarbeit mit Partnern, die sonst eher zurückhaltend sind bei Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen."
Bildung als Schlüssel für Wohlstand, Chancengleichheit und Fortschritt
Die Fritz Henkel Stiftung steht im Mittelpunkt der CSR-Aktivitäten von Henkel, sie bündelt den Großteil des weltweiten Engagements. Die Stiftung engagiert sich dabei stark im Themenfeld Bildung. "Bildung ist der Schlüssel und die Grundlage für Wohlstand, Chancengleichheit und Fortschritt und deshalb müssen wir gerade in Deutschland als ressourcenarmem Land hier einen Schwerpunkt setzen." Im Hinblick auf digitales Lernen führt Simone Bagel-Trah aus: "Die Digitalisierung hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Lerninhalte, sondern auch auf die Art und Weise, wie wir lernen. Hier sind Unternehmen zum Teil schon recht weit – sie bieten digitale Lernplattformen, die Fortbildung unabhängig von Zeit und Ort ermöglichen. Im öffentlichen Bildungsbereich gibt es noch großen Nachholbedarf. Das zeigt die aktuelle Pandemie sehr deutlich. Ich bin deshalb froh, dass das Thema wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt. Um hier Fortschritte zu erzielen, ist vor allem die Politik gefragt. Aber Wissenschaft und auch Stiftungen können einen wichtigen Beitrag leisten und Impulse setzen."
Als führende Grantmaking-Zeitschrift im deutschsprachigen Raum widmet sich Stiftung&Sponsoring dem gesellschaftlich wichtigen Feld gemeinnütziger Aktivitäten aus der Sicht der Geber, der Stifter und Spender sowie der Sponsoren: mit viel Praxisorientierung und hoher fachlicher Kompetenz, national und international. Wichtige rechtliche und steuerliche Problemstellungen werden ebenso aufgegriffen wie praktische Fragen zur Führung, Organisation, Fördertätigkeit, Vermögensverwaltung und Kommunikationsarbeit von Stiftungen. Interviews mit angesehenen Persönlichkeiten, Porträts beispielhafter Stiftungs- und Sponsoringaktivitäten, Informationen über Fortbildungsmöglichkeiten sowie ein Dokumentationsteil ergänzen die fachlichen Beiträge.