01.03.2022
Auf der heutigen Pressekonferenz im Roten Rathaus gab Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Preußische Seehandlung, gemeinsam mit Dr. Hans Gerhard Hannesen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Preußische Seehandlung, die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger der Stiftung bekannt.
Der diesjährige Berliner Literaturpreis wird verliehen an den Autor Steffen Mensching. Mensching überzeugte die Jury durch seinen Facettenreichtum als Lyriker in den 1980er Jahren, denn so "lakonisch er damals die Wirklichkeit der späten DDR in den Blick nahm", erzeugt er eine erzählerische Dichte in seinen Romanen der späteren Jahre wie Jacobs Leiter (2003), Lustigs Flucht (2005) und Schermanns Augen (2018).
Steffen Mensching reagiert auf die Auszeichnung mit folgenden Worten: "Ich bin sehr dankbar für diesen Preis, denn ich fühle mich als Berliner Autor, weniger weil ich hier geboren wurde, viel mehr, weil der Witz und Jargon der Stadt mein Denken und Sprechen prägten und ihre komplexe und komplizierte Geschichte mich zum Schreiben drängte."
Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung ist verbunden mit einer Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und wird am 30. März 2022 feierlich durch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey im Roten Rathaus überreicht. Die Laudatio wird Dr. h.c. Friedrich Dieckmann halten.
Vollständige Jurybegründung (PDF)
Der Theaterpreis Berlin geht in diesem Jahr an die Theatermacherin und Intendantin von Kampnagel in Hamburg, Amelie Deuflhard. In der Begründung zur Preisvergabe heißt es: "Wer sich heute für innovatives Theater interessiert oder im Kulturbetrieb neue Wege sucht, kommt an den Gruppen und Künstler:innen nicht vorbei, die sie entdeckt und gefördert – und denen sie immer die Treue gehalten hat. Mit Event hat ihre Arbeit nichts, mit ernsthafter Auseinandersetzung viel zu tun. Und mit einer politischen Haltung."
"Ich freue mich sehr über die besondere Ehrung des Theaterpreis Berlin und möchte diese Auszeichnung mit all jenen – vor allem aber den freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern – teilen, die mit mir zusammen seit knapp 30 Jahren an der Entwicklung innovativer Kunstformen arbeiten. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine hat der Preis für mich eine politische Bedeutung, die zugleich Auftrag ist: denn Kunst kann nur frei sein, wenn die Menschen frei sind. Deshalb müssen wir unsere Netzwerke, national wie international jetzt nutzen, um Künstlerinnen und Künstler und Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine zu unterstützen. Ich bedanke mich bei der Jury und der Stiftung Preußische Seehandlung und nehme diesen Preis als große Motivation, weiter an neuen Formen des internationalen und transdisziplinären Produzierens zu arbeiten und gesellschaftspolitische Entwicklungen wachsam zu begleiten", so Amelie Deuflhard.
Der Theaterpreis Berlin ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet im Rahmen des Theatertreffens im Mai 2022 im Haus der Berliner Festspiele statt.
Vollständige Jurybegründung (PDF)
Weiterhin gaben Franziska Giffey und Dr. Hans Gerhard Hannesen den diesjährigen Preisträger des Friedlieb Ferdinand Runge-Preises für unkonventionelle Kunstvermittlung bekannt. Dieser Kunstpreis zeichnet Persönlichkeiten aus, die als Kunstschaffende oder als Anstifter von Kunst ihr Leben in den Dienst der Kultur gestellt haben. Der Preis wird in diesem Jahr an den Schauspieler und Essayisten Hanns Zischler verliehen.
"Hanns Zischler ist von Beruf Entdecker. Manche meinen, er sei Schauspieler oder Schriftsteller, Verleger oder Ausstellungsmacher, Orangenpapierexperte oder Fotograf. Das alles ist er, und zwar auf zwingende, uns beglückende Weise. Doch eigentlich sucht er nach dem, was wir noch nicht gesehen oder so noch nicht gedacht haben", so der Juror Prof. Dr. Joachim Sartorius. Für diese Mannigfaltigkeit an künstlerischen Ausdrucksformen erhält Zischler den Friedlieb Ferdinand Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung, der mit 10.000 Euro dotiert ist.
Hanns Zischler reagiert auf die Auszeichnung mit folgenden Worten: "In meinen Betrachtungen und Beschäftigungen mit sehr unterschiedlichen Gegenständen aus Kunst, Literatur (belletristischer wie naturkundlicher) und Fotografie gilt mein Augenmerk dem Unerwarteten. Dessen Impulse sind es, von denen ich mich leiten lasse – für meine Kunst, Literatur und Fotografie. Ich bedanke mich für den für mich unerwarteten Preis der Stiftung Preußische Seehandlung."
Die Verleihung des Runge-Preises für unkonventionelle Kunstvermittlung findet am 11. Oktober 2022 in der Berlinischen Galerie statt.
Vollständige Jurybegründung (PDF)
Neben der Bekanntgabe der Preisträgerin und der beiden Preisträger ist auch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey in ihrem neuen Amt als Ratsvorsitzende der Stiftung Preußische Seehandlung vorgestellt worden: "Ich freue mich auf das neue Amt und auf die Aufgabe als Stiftungsratsvorsitzende. Die Stiftung Preußische Seehandlung ist eine wichtige Säule in der Berliner Kulturlandschaft und ihre Preise und Veranstaltungen strahlen weit über die Stadtgrenze hinaus", betonte Frau Giffey.
"Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey und darüber, dass die Stiftung mit ihr erneut eine sehr engagierte Vorsitzende erhält. Es ist mir eine Freude, mit ihr drei aktuelle Preisträger vorzustellen, die für ihr breites künstlerisches Wirken geehrt werden und damit auch für die Vielschichtigkeit unserer Stiftungsarbeit stehen", erwidert Dr. Hans Gerhard Hannesen, Vorsitzender des Stiftungsvorstands.
Die Stiftung Preußische Seehandlung, deren Ratsvorsitz kraft Amtes durch die Regierende Bürgermeisterin von Berlin ausgeübt wird, steht insbesondere für die Kultur- und Literaturförderung in der Stadt. Sie unterstützt seit der Gründung im Jahr 1983 unzählige kulturelle und wissenschaftliche Projekte. Mit ihrem Literatur-Stipendienprogramm, den fünf Stiftungspreisen und ihrer Fördertätigkeit, leistet die Stiftung einen wichtigen Beitrag zur direkten Unterstützung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, Künstlerinnen und Künstlern und Kulturschaffenden in Berlin.
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