07.04.2022
Aleksandra Yemelyanovich von der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen erhält die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung "Helene-Lange-Preis. Frauen in der digitalen Welt" für ihre App "Elli" zur Leseförderung von Kindern mit Downsyndrom. Zwei Oldenburger Forscherinnen waren ebenfalls nominiert.
Die Spannung im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst war buchstäblich mit Händen zu greifen, als Marion Rövekamp, Vorstandsvorsitzende der EWE Stiftung, am 31. März 2022 um 19:30 Uhr den Umschlag mit dem Namen der Preisträgerin öffnete. Kurz darauf dann die freudige Gewissheit: Aleksandra Yemelyanovich von der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen erhält den 2020 neu aufgelegten Helene-Lange-Preis für Digitalisierungsforschung. Vorausgegangen war ein abwechslungsreiches Programm mit Musik von DJ Jan Bunte und Andreas Feurich, drei spannenden Laudationes für die drei Nominierten und einem fesselnden Festvortrag der Luftfahrtingenieurin Claudia Kessler, die auch eine Stiftung zur Förderung von Astronautinnen gegründet hat.
"Aleksandra Yemelyanovich hat die Jury mit ihren Forschungen zur Leselernförderung von Kindern mit Downsyndrom und der Lernapp "Elli" besonders beeindruckt. Denn damit hat sie nicht nur technisch herausragende Ergebnisse im Fachbereich Gestaltung erzielt, sondern sich der wichtigen Frage gewidmet, wie es gelingen kann, Kinder mit Downsyndrom individuell zu fördern und ihr Entwicklungspotenzial deutlich zu verbessern", so Rövekamp bei der Preisübergabe.
Damit habe Yelemyanovich nicht nur einen wichtigen Beitrag zur digitalen Bildung, sondern auch zur besseren Inklusion geleistet. Die App "Elli" sei außerdem ansprechend gestaltet und ausbaufähig – damit erhielten Kinder mit Downsyndrom ein niedrigschwelliges Angebot zur Leseförderung, das ihre Chancen auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ganz entscheidend stärke, so Rövekamp, die im Hauptamt Vorständin für Personal und Recht bei der EWE AG ist, weiter.
Die siebenköpfige Jury hatte Aleksandra Yemelyanovich aus insgesamt 15 Bewerbungen aus ganz Niedersachsen ausgewählt. Nominiert waren außerdem Pia Schlechter und Frederike Jung von der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg.
Susanne Boll, selbst Informatikprofessorin, Jurymitglied und Vorstand am OFFIS, das zusammen mit der Stadt Oldenburg Kooperationspartner für den Preis ist, ergänzte: "Die Forschungsgebiete der drei Nominierten erstrecken sich von der Leselernförderung für Kinder mit Behinderung über die Untersuchung des Einflusses von Selfies im Kontext von KZ-Gedenkstätten auf die Erinnerungskultur an den Holocaust bis hin zum Einsatz von Robotern in der Pflege. Das zeigt, dass Digitalisierung nicht abgehoben ist, sondern durchaus interdisziplinär vernetzt und anwendungsorientiert sein kann."
Jürgen Krogmann, Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg, ergänzte: "Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft haben es immer noch schwer, bei gleicher Leistung wie ihre männlichen Kollegen in Führungspositionen aufzusteigen. Wir hier in Oldenburg möchten mit dem Preis die Sichtbarkeit talentierter junger Frauen erhöhen, sie konkret in ihrer weiteren Entwicklung fördern und auf die hervorragenden Arbeits- und Karrierechancen in Wirtschaft, Wissenschaft und in der Verwaltung hinweisen."
Die Jury zum Helene-Lange-Preis ist rein weiblich besetzt und besteht neben Marion Rövekamp und Susanne Boll aus Christiane Cordes, Leiterin des Amtes für Kultur und Sport der Stadt Oldenburg, Astrid Nieße, Professorin für Energieinformatik an der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover, Petra Dekker vom gleichnamigen Dachdeckerunternehmen und Vorstand der Unternehmerfrauen im Handwerk sowie Dr. Stephanie Abke, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der EWE Stiftung und Ulla Bergen, stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende der EWE Stiftung. Bärbel Hische, bildende Künstlerin aus dem Oldenburger Münsterland, hat den physischen Preis gestaltet, die Nominierten bekamen je eine Urkunde überreicht.
Zwei Drittel des Preisgeldes sind zur Unterstützung weiterführender Forschungen gedacht – dazu gehören auch die Finanzierung einer Haushaltshilfe oder eines Babysitters. Denn Zeit ist in der Wissenschaft ein äußerst knappes Gut.