02.05.2022
Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum wird am 5. März 2023 in Erfurt mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt.
Im Vorfeld des Gedenkens an die Novemberpogrome wurde 1988 die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum vom Ministerrat der DDR gegründet. Ziel war es unter anderem, die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Neue Synagoge in Teilen wiederaufzubauen und Dokumente und Fotos der wechselvollen Geschichte jüdischen Lebens in Berlin in einem Archiv zu sammeln.
Unter Leitung des Gründungsdirektors Dr. Hermann Simon wurde dieser einzigartige Ort mit innovativen Ausstellungen, Seminaren, Publikationen und vielfältigen Angeboten und Veranstaltungen zu einem Ort des Dialogs mit bundesweiter Ausstrahlung. Darüber hinaus bietet das Centrum Judaicum bis heute Besucherinnen und Besucher aus Deutschland und aller Welt einen Ort der Erinnerung und Begegnung.
Die gegenwärtige Direktorin Dr. Anja Siegemund definiert die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum als Museum, mittendrin im jüdischen Leben und in einer Gleichzeitigkeit von Alt und Neu, als Brücke zwischen Historie und Heute, zwischen jüdischen und nichtjüdischen Stadtcommunities und als Anlaufstelle für alle mit Neugier auf das jüdische Berlin. Mit seinem Bildungsprogramm vermittelt es jüdische Kulturen und Identitäten und greift immer wieder gesellschaftliche Debatten auf, die mit universellen Fragen verknüpft werden.
Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum versteht so das Jüdische als bedeutenden Teil der Stadtgeschichte und Gegenwart Berlins und wirkt, verbunden mit dem weithin strahlenden Prachtbau der Neuen Synagoge, weit über die Stadt hinaus auf eine friedliche und plurale Gesellschaft hin.
Für dieses seit mehr als drei Jahrzehnten aktive und einzigartige Engagement zeichnet der Deutsche Koordinierungsrat die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum am 5. März 2023 in Erfurt mit der Buber-Rosenzweig-Medaille aus.
Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum steht mit ihrer Arbeit exemplarisch für das Jahresthema, das sich der DKR für das Jahr 2023 gegeben hat: "Öffnet Tore der Gerechtigkeit – Freiheit Macht Verantwortung".
Öffnet Tore der Gerechtigkeit – hinter dieser Aufforderung steht die biblische Vorstellung, dass die Welt Gottes ein Ort ist, der für alle offensteht. Das Bild des Tores wird damit zum Gegenentwurf für alle Mauern, die Menschen gegeneinander aufrichten. Der Dreiklang "Freiheit – Macht – Verantwortung" umschreibt darüber hinaus das spannungsvolle Verhältnis dieser Begriffe im Blick auf die Gestaltung politischer Systeme. Das Jahresthema fordert auf, diese zentralen Begriffe in ihrer Komplexität auszuleuchten, und im Hinblick auf gemeinsames Handeln gegen Antisemitismus und Rassismus zu deuten.
Dabei sehen wir aktuelle wie historische Anknüpfungspunkte: Seit Februar kämpft ein Land im Osten Europas für seine Freiheit und Demokratie – gegen einen totalitären Aggressor, der mit unfassbarer Gewalt versucht, sich einen seiner Nachbarn einzuverleiben. Weltweit scheinen liberale Demokratien durch das Erstarken rechtsextremer totalitärer Bewegungen und deren Desinformationskampagnen gefährdet wie nie. Während der Pandemie wurde der Freiheitsbegriff in Stellung gebracht gegenüber den von manchen als "diktatorisch" empfundenen Hygienemaßnahmen und dabei die Notwendigkeit von Fürsorge und Verantwortung für andere bestritten. Der Ruf nach Freiheit begleitete die friedliche Revolution in der DDR inmitten eines Systems, das für sich in Anspruch nahm, eine ideale und gerechte Gesellschaft zu schaffen, und stattdessen eine Diktatur errichtete.