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Carstens-Stiftung gratuliert Dr. Petra Voiß zur Habilitation

13.01.2023

Mit ihrem Habilitationsprogramm möchte die Carstens-Stiftung Erkenntnisse zur Prävention und Behandlung von Zivilisationserkrankungen gewinnen und gleichzeitig die Nachwuchslücke in der universitären Komplementär- und Integrativmedizin (KIM) schließen. Dr. Petra Voiß, Ärztliche Leiterin der Integrativen Onkologie an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, hat nun als erste von aktuell sechs Geförderten ihre Habilitation erfolgreich abgeschlossen. Sie forschte zur Integrativen Onkologie.

Im Jahre 2018 veröffentlichte Daten des Amerikanischen Krebsregisters zeigen, dass eine rein alternative Vorgehensweise (ohne jegliche konventionelle Behandlung) bei Mammakarzinom mit einer fünffach erhöhten Sterblichkeit einhergeht. Von einer ausschließlich alternativen Therapie muss daher dringend abgeraten werden. Gleichzeitig wünschen sich 75 Prozent der Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom in Deutschland Informationen zu ergänzenden Therapien. Es besteht also ein deutlicher Bedarf, eine evidenzbasierte Beratungs- und Behandlungskompetenz in der Onkologie im Sinne einer Integrativen Medizin zu implementieren – das Habilitationsvorhaben von Dr. Petra Voiß trägt hierzu bei.

Dass Dr. Voiß dabei den Schwerpunkt auf Schlafstörungen legte, ist kein Zufall. Denn beinahe 70 Prozent der Patientinnen mit Mammakarzinom leiden unter klinisch relevanten Schlafstörungen kurz nach Diagnosestellung, 18 Monate später sind es noch 42 Prozent. Das Prekäre daran: Schlafstörungen führen bei Frauen nach Brustkrebserkrankung zu klinischen Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit am Tag sowie der Lebensqualität und tragen zu krebsbedingter Fatigue bei. Schlaf beeinflusst die Stresshormon-Achse und das vegetative Nervensystem, welche wiederum die Immunabwehr regulieren. Die Schlafqualität kann also Einfluss auf die Prognose haben: Entwickelt sich nach der Diagnose eines Mammakarzinoms eine Insomnie, steigt das Brustkrebsspezifische Mortalitätsrisiko nach Daten aus der Nurses‘ Health Study um 78 Prozent.

Dr. Voiß und ihr Team führten eine Metaanalyse zur Sicherheit von Akupunktur in der Therapie onkologischer Patientinnen und Patienten durch bei welcher 62 randomisiert kontrollierte Studien und cross-over Studien inkludiert wurden. Die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen in den Akupunkturgruppen war insgesamt relativ gering: interventionsbedingte Ereignisse wurden bei 86 von 1.278 Patientinnen und Patienten (6,7 Prozent) berichtet; nicht-schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei 151 von 746 (20,2 Prozent); schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei 6 von 829 (0,7 Prozent) und ein Abbruch wegen unerwünschter Ereignisse bei 31 von 1.825 Patientinnen und Patienten (1,7 Prozent). Insgesamt kann Akupunktur auf dieser Grundlage als sicheres Verfahren in der onkologischen Therapie angesehen werden.

Ohr-Akupunktur lindert Schlafstörungen von Brustkrebs-Patientinnen: Dr. Petra Voiß im Interview

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Petra Voiß (Video)
Carstens-Stiftung

Das Herzstück des Habilitationsvorhabens stellt eine eigene randomisiert kontrollierte Studie dar, in der die Akupunktur zum Einsatz kam. Untersucht wurde der Effekt von Ohr-Akupunktur (zweimal wöchentlich für fünf Wochen) auf die subjektive Schlafqualität von Frauen mit Mammakarzinom. Darüber hinaus wurde erfasst, wie sich die Intervention auf die Lebensqualität, Stressperzeption, Fatigue, das psychische Wohlbefinden und Entzündungsparameter (Interleukin-6) der Patientinnen auswirkte. Als Vergleich diente eine leitliniengerechte Psychoedukation als Gruppen-Intervention (1,5 Stunden). 52 Patientinnen wurden für die Studie rekrutiert.

Bei den Patientinnen in der Ohr-Akupunktur-Gruppe zeigte sich nach fünf Wochen eine deutliche Verbesserung der Schlafqualität sowie eine Verbesserung der Fatigue-Symptomatik und von Angst-Gefühlen. Nach drei und nach sechs Monaten zeigten sich beide Interventionen in etwa auf gleichem Wirksamkeitsniveau. Die Ohr-Akupunktur stellt damit eine wertvolle Therapieoption dar. Dr. Voiß plant, in Zukunft eine Folgestudie durchzuführen, in welcher Ohr-Akupunktur und Psychoedukation zusammen eingesetzt werden, um zu prüfen, ob sich durch die Kombination noch größere Effekte erzielen lassen.

Um Patientinnen mit Mammakarzinom während der Phase der Chemotherapie zu unterstützen, adaptierten Dr. Voiß und ihr Team außerdem ein bestehendes multimodales Behandlungsprogramm für die Onkologie. Das Programm beinhaltete achtsamkeitsbasierte Verfahren, Elemente der kognitiv-behavioralen Therapie, positive Psychologie, Yoga, Qigong, Bewegungstherapie, Ernährungstherapie im Sinne einer mediterranen Vollwertkost und naturheilkundliche Selbsthilfestrategien. Vorrangiges Ziel war es, die Nebenwirkungen der systemischen Therapie zu lindern.

Trotz der signifikanten Verschlechterung der kognitiven Funktionsfähigkeit und der Symptomskalen Fatigue, Nausea und Dyspnoe führte die Teilnahme am Mind-Body-Medizinischen Gruppenprogramm in der Tat zu einer signifikanten Verbesserung der globalen Lebensqualität. Stress, Angst und Depressivität nahmen signifikant ab. 96,5 Prozent der Patientinnen würden das Programm weiterempfehlen.

 

Pressekontakt

Michèl Gehrke

Pressesprecher
Karl und Veronica Carstens-Stiftung
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