In Deutschland gibt es über 100 Universitäten. 36 von ihnen bieten die Möglichkeit des Medizinstudiums an. Wieso haben Sie sich bei dieser großen Auswahl für die medizinischen Fakultäten der Ruhr Universität Bochum und der TU Dresden entschieden?
Dr. Georg Kosing, Stifter: Obwohl ich kein Mediziner bin, habe ich mich bei der Errichtung der Stiftung für eine Förderung der medizinischen Forschung und Wissenschaft entschieden, weil ich aus den gewonnenen Erkenntnissen einen sehr großen Nutzen für die Gesellschaft erwarte. Gemeinsam mit dem Kuratorium haben wir ein Stiftungsprogramm aufgelegt, das sich an junge Medizinstudierende richtet, die an ihrer Promotion arbeiten. Bei der Entscheidung für die medizinischen Fakultäten der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dresden spielten bei mir zwei persönliche Aspekte die ausschlaggebende Rolle: In Dresden wurde ich geboren, und die Stadt bedeutet mir sehr viel, obwohl ich sie über viele Jahre nicht besuchen konnte. In Bochum habe ich studiert und promoviert, wodurch mir berufliche Chancen und Möglichkeiten geboten wurden, die meinen beruflichen Lebensweg prägten. Beide Fakultäten haben einen exzellenten Ruf und ich glaube, dass dort die Fördergelder der Stiftung gut angelegt sind.
Konnten Sie bereits einen strukturellen Nutzen des Kosing-Graduiertenkollegs an Ihrer Fakultät feststellen?
Professor Ralf Erdmann, Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied des Kosing-Kuratoriums: Ja, auf jeden Fall. Seit nun sechs Jahren kooperieren verschiedenste Abteilungen der medizinischen Fakultät an der RUB dank der Förderung der Dr. Georg E. und Marianne Kosing-Stiftung miteinander. Das Programm ist für uns von großer Attraktivität, da es neben der Generierung exzellenter Doktorarbeiten und Nachwuchsmedizinerinnen und Nachwuchsmediziner auch die Kooperation verschiedener Arbeitsgruppenleiterinnen und Arbeitsgruppenleiter fördert, eine fundamentale Basis für zukünftiges interdisziplinäres Arbeiten der verschiedenen wissenschaftlichen Abteilungen.
In diesem Jahr fiel die Entscheidung, das Kosing-Graduiertenkolleg zum achten Mal für die Jahre 2024/2025 auszuschreiben. Was macht das Programm Ihrer Meinung nach immer noch so erfolgreich?
Professor Frank Buchholz, Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Mitglied des Kosing-Kuratoriums: Bei diesem Programm sind Innovation und Teamwork gefragt. Promotionsprogramme in der Medizin schließen nur selten beide Aspekte ein. Besonders der Tatsache geschuldet, dass die Corona-Pandemie das studentische Leben stark beeinträchtigt hat, ist die kooperative Zusammenarbeit von Studierenden mehr gefragt wie denn je. Auch die einfallsreichen Forschungsthemen, die bislang durch das Förderprogramm bedient wurden, tragen dazu bei, Medizinstudentinnen und Medizinstudenten für wissenschaftliches Arbeiten zu begeistern.
Welchen Mehrwert sehen Sie für die Doktorandinnen und Doktoranden der Medizin durch den interdisziplinären Forschungsanspruch der Förderung?
Professor Martin Brüne, Promotionsbetreuer des dritten Kosing-Kollegs "Kardiovaskuläres Risikoprofil bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung" an der RUB: Interdisziplinarität ist in der heutigen Medizin unabdingbar. Um komplexe Erkrankungen zu behandeln ist häufig das Know-how von mehreren ärztlichen Fachrichtungen notwendig, weshalb es nur von Vorteil ist, wenn der medizinische Nachwuchs bereits früh an die fachübergreifende Kooperation und den Austausch herangeführt werden. Allein die Konstellation unseres Projekts der Fachrichtungen Kinder- und Jugendmedizin, Kardiologie und Angiologie sowie Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin erlaubt den Studierenden, auch außerhalb einer großen Fachrichtung zu forschen. Darüber hinaus entstehen durch dieses Konzept aufregende und innovative Forschungsansätze, die für wissenschaftlich interessierte Medizindoktorandinnen und Medizindoktoranden außerordentlich attraktiv sind.
Sie haben sich in Ihrer Promotion mit der Wirkung eines Trainings mit Düften auf die Schmerzempfindlichkeit und das Riechvermögen von Kindern und Jugendlichen mit Migräne beschäftigt. Welchen Gewinn hatte die Promotion in einer Gruppe für Sie?
Berit Höfer, Doktorandin des dritten Kosing-Kollegs "Wirksamkeit strukturierter Exposition mit Düften auf die nozizeptive und olfaktorische Funktion bei Kindern und Jugendlichen" an der TU Dresden: Aus rein medizinischer Sicht ist es nur von Vorteil, wenn einem so wichtigen Thema wie der Migräne bei Kindern und Jugendlichen nicht nur eine Forschungsarbeit gewidmet wird. Persönlich war es äußerst erfreulich, die Herausforderung einer Doktorarbeit mit anderen Gleichgesinnten zu meistern. Hierbei konnte ich nicht nur vom fachlichen Austausch profitieren beziehungsweise. mir wesentliche Grundlagen in der interdisziplinären medizinischen Kooperation aneignen, sondern fühlte mich als Teil von etwas Besonderem.