Sie engagieren sich darüber hinaus sehr aktiv im Bereich der Wissenschaftskommunikation.
Ranisch: Ethische Fragen können nicht in einer akademischen Blase beantwortet werden. Dies gilt insbesondere für Fragestellungen, die sich aus den Anwendungsmöglichkeiten der Genom-Editierung ergeben. Deshalb suchen wir durch verschiedene öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und Initiativen den Dialog mit der breiteren Bevölkerung ...
Wiesing: ... und das überaus erfolgreich. Herr Ranischs Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit zu Themen der Genom-Editierung wurde mit dem erstmals ausgelobten Tübinger Nachwuchspreis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet.
Ranisch: Ja, das war eine schöne Ehrung. Mit der Forschungsstelle haben wir tatsächlich einiges erreicht. Wir konnten Kinoabende organisieren, ein Pub-Quiz, Science Slam und auch ein Bürgerparlament. Für unsere öffentlichen Ringvorlesungen haben wir Spitzenforscher aus dem Feld gewonnen, ebenso wie politische Entscheidungsträger. In Erinnerung geblieben ist mir insbesondere eine lebhafte Diskussion mit der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin zum Thema Gentechnologie. Mit dem Museum für Naturkunde Berlin hat die Forschungsstelle zudem einen idealen Kooperationspartner gefunden, mit dem wir ein größeres Partizipationsprojekt umsetzen konnten. Aus dem Projekt ist zum Beispiel ein interaktiver Comic entstanden, welcher noch einmal den Austausch mit einer jüngeren Zielgruppe erlaubt hat.
Neben der Forschung und der Wissenschaftskommunikation ist Ihre Forschungsstelle auch in der Lehre und Weiterbildung aktiv.
Wiesing: Mit der Forschungsstelle hat das Thema der Genom-Editierung mittlerweile einen festen Platz in unserem Lehrprogramm bekommen. Vielfach konnten wir für die Medizinstudierenden am Universitätsklinikum Tübingen ganze Kurse zu den ethischen und rechtlichen Fragen neuer Gentechnologien anbieten. Neben all dem Auswendiglernen im Studium fanden es viele Studierende unglaublich bereichernd, einmal kritisch über die ethischen Implikationen der Medizin von Morgen zu reflektieren. So hat die Forschungsstelle mittlerweile auch schon einige Doktoranden angezogen, die sich in ihren Qualifizierungsarbeiten mit ethischen Fragen der Genom-Editierung beschäftigen.
Ranisch: Hinzu kommen unsere regelmäßigen Klausurwochen oder Summer Schools, mit denen wir mittlerweile weit über Tübingen hinaus reichen. Dieses Jahr konnten wir bereits zum zweiten Mal im Rahmen des europäischen Hochschulverbundes "CIVIS – Europe‘s Civic University Alliance" eine großformatige Summer School zur Genom-Editierung anbieten. In virtuellen Sitzungen und schließlich vor Ort in Tübingen haben wir ca. 30 Studierenden aus ganz Europa ein tolles Programm mit mehr als 20 Veranstaltungen geboten. Das ist insbesondere unserem irischen Senior Researcher Dr. Oliver Feeney zu verdanken, der die Forschungsstelle seit 2021 unterstützt. Nicht nur in der Forschung, sondern zunehmend auch in der Lehre haben wir mittlerweile ein breites internationales Netzwerk geknüpft.