Frau Tetzlaff, warum haben Sie sich der Gewässerforschung verschrieben?
Wasser und Gewässer haben mich schon immer begeistert und inspiriert. Wasser bringt Leben, aber auch einfach Freude. Ein sicherer Zugang zu einer angemessenen und sauberen Wasserversorgung für die gesamte Gesellschaft ist für viele der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung von grundlegender Bedeutung. Diese ist jedoch in vielen Teilen der Welt bedroht, die in letzter Zeit von beispiellosen Dürren heimgesucht wurden. Wir sprechen von "globalen Dürren", "Mega-Dürren" oder sogar "Blitz-Dürren". Diese Extremsituationen führen in vielen Regionen zu einer verringerten Wasserverfügbarkeit, zu immer unregelmäßigeren Flussläufen und zu einer Verschlechterung der Wasserqualität sowie zu erheblichen negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Das ist keine graue Theorie, sondern leider für jede und jeden Betroffenen beobachtbar und allzu oft fatal. Trotz dieser schwerwiegenden Auswirkungen sind die zugrundeliegenden Wechselwirkungen zwischen klimatischen Einflussfaktoren, Landnutzung, Wasserqualität und ökohydrologischen Prozessen, die die Entwicklung, Dauer und Schwere von Dürren – und ihre räumlichen Muster – bestimmen, noch immer kaum verstanden. Um Fehler zu vermeiden, müssen wir die Prozesse verstehen.
Wie können wir konkret ein besseres Verständnis dieser Prozesse erreichen?
Was dringend benötigt wird, sind integrierte Mess- und Modellierungsansätze, die eine verbessertes Wissen und eine prozessbasierte, quantitative Bewertung dieser Wechselwirkungen ermöglichen, um Wasserflüsse und Wasserspeicherung in Landschaften zu steuern. Diese Prozesse bestimmen – auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen – die Verfügbarkeit und Qualität von Wasserressourcen während Dürren. Das kann man nicht im Alleingang erzielen. Wir kooperieren mit nationalen und internationalen Teams, um unserer Expertise mehr Schlagkraft zu verleihen. Mit dem Preisgeld möchte ich unter anderem einen internationalen Workshop zum Thema "Robustere Vorhersagen prozessbasierter Modellierung" organisieren, der als Motor für innovative Forschung und Konzepte dienen sowie neue Forschungskooperationen anstoßen soll.
Was erhoffen Sie von einem solchen Workshop und den daraus resultierenden Anstößen?
Ein solcher Workshop wäre das ideale Forum, um innovative und zukunftsweisende Visionen in einer kreativen Umgebung und im engen Austausch entstehen zu lassen. Wir wollen adaptive, also "lernfähige" Modellierungen von Dürreperioden als Grundlage einer intelligenten Landnutzungs- und Wasserressourcenplanung entwickeln. So könnten wir bereits im Vorfeld geplanter Landnutzungsänderungen deren Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit vorhersagen. Ein Ziel ist die Entwicklung und Etablierung wissenschaftsbasierter Handlungsempfehlungen für eine "water-smart" Landnutzungsplanung, bei der die jeweiligen Interessengruppen kontinuierlich einbezogen werden. Das ist wichtig, um eine effektive Umsetzung von Maßnahmen und eine Akzeptanz der Nutzungsgruppen zu erzielen.