07.11.2024
Konstruktiver Austausch mit vielen unterschiedlichen Beteiligten in Saarbrücken
In den vergangenen Jahren haben Expertinnen und Experten der unabhängigen Stiftung "Forum Bergbau und Wasser" zu Chancen und Risiken beim Thema Grubenflutung geforscht. Fazit aus verschiedenen Forschungsprojekten und Erfahrungen aus anderen Ländern: Nach dem Auslaufen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet, in Ibbenbüren und im Saarland sollte das Flutungsniveau möglichst hoch angesetzt werden. Wesentliche Ergebnisse ihrer umfangreichen Forschungsarbeiten stellten Mitglieder des Stiftungskuratoriums im Rahmen der Fachveranstaltung "Grubenflutung: Erkenntnisse, Erfahrungen, offene Fragen" am 29. Oktober 2024 in der Congresshalle Saarbrücken rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor.
"Wir möchten heute in einigen Schlaglichtern die von der Stiftung erarbeiteten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorstellen und Zusammenhänge verständlich erläutern. Damit wollen wir dazu beitragen, ein besseres gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und gemeinsame Lösungen bei der Thematik Grubenflutung zu ermöglichen", betonte Direktor und Professor a.D. Wilhelm Struckmeier, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung "Forum Bergbau und Wasser", in seiner Begrüßung. Das unterstrich Heinrich Becker, Abteilungsleiter Technischer Umweltschutz beim Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz im Saarland, ausdrücklich und ergänzte: "Die transparente Darstellung aktueller Forschungsergebnisse wird hoffentlich dazu beitragen, dass sich noch mehr Akteure konstruktiv in den laufenden Monitoringprozess im Saarland einbringen können."
In fünf kurzen, prägnanten Vorträgen stellten Professor Christian Wolkersdorfer (Tshwane University of Technology, Pretoria/Südafrika), Professor Christian Melchers (Technische Hochschule Georg Agricola, Bochum) und Professor Georg Wieber (Universität Mainz) wesentliche Forschungsergebnisse der Stiftung "Forum Bergbau und Wasser" vor. Sie referierten anschaulich zu Fragen wie beispielsweise "Was passiert, wenn wir die Gruben einfach fluten?", "Wie können wir Methanausgasung verhindern?" und "Lithium, Wärme, Seltene Erden: Welche Chancen bietet das Grubenwasser?". Nicolas Taillefer, Direktor der Bergbaubehörde U-TAM Est des französischen Geologischen Dienstes BRGM, lenkte in seinem Vortrag über die Erfahrungen mit Grubenflutungen in Lothringen zudem den Blick auf das Thema "Passive Grubenwasserreinigung", die dort bereits seit 2012 erfolgreich praktiziert wird.
Professor Wolkersdorfer fasste ein zentrales Ergebnis der verschiedenen Forschungsprojekte der Stiftung zusammen: "Bei Grubenflutungen ohne Pumpen bildet sich – wie bei einem Latte Macchiato – eine Dichteschichtung. In den oberen Schichten befindet sich eher Wasser mit guter Qualität, unten verbleibt Wasser mit schlechterer Qualität. Dieses Prinzip können und sollten wir nutzen, um qualitativ hochwertiges Grubenwasser oben austreten zu lassen." In den von Moderator Klaus Kuntz, kompass21, geleiteten Diskussionsrunden wurde über diese Empfehlung und viele weitere Fragen, Anmerkungen und Anregungen offen miteinander gesprochen. Das kam bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut an und bestärkte den Wunsch, dass auch die breite Öffentlichkeit über das komplexe Thema Grubenwasser verständlich und intensiver informiert wird.
Die an die Diskussion anschließende Exkursion nach Camphausen und Forbach/Lothringen trug zu einem vertieften Verständnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei. In Camphausen konnten sich die Besucherinnen und Besucher einen Eindruck von der noch im Probebetrieb befindlichen aktiven Grubenwasserbehandlung der RAG Aktiengesellschaft verschaffen. Im französischen Forbach zeigte die BRGM eindrucksvoll, wie die passive Grubenwasserreinigung zu qualitativ guten Ergebnissen hinsichtlich der Wasserqualität führt. Insbesondere diese Art der Grubenwasserbehandlung, die in Forbach 2012 begonnen wurde, war für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine neue und interessante Erfahrung.
Direktor und Professor a.D. Wilhelm Struckmeier fasste die vielfältigen Eindrücke des Tages in seinem Schlusswort in Forbach zusammen: "Ich freue mich über eine rundum gelungene Dialogveranstaltung. Wir sind unserem Ziel, neue Erkenntnisse zu präsentieren, praktikable Lösungen vorzuschlagen und unterschiedliche Akteure zusammenzubringen, sehr nahe gekommen. Es hat sich gelohnt, den Blick über den geologischen Naturraum schweifen und von den französischen Erfahrungen inspirieren zu lassen. Ich danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren konstruktiven Beitrag und das Gelingen der Dialogveranstaltung."