Sie haben bereits zwei Stiftungen gegründet: "HUMOR HILFT HEILEN" und "Gesunde Erde – Gesunde Menschen". Die Stiftungsarbeit zusammen mit Ihrem Engagement für die SDGs und Ihrer Bühnentätigkeit ist sicher sehr beanspruchend. Wie halten Sie sich als Stiftungsgründer seelisch gesund?
Bei "HUMOR HILFT HEILEN" und bei "Gesunde Erde – Gesunde Menschen" versuche ich aktiv zu werden, denn das hilft enorm gegen das Gefühl von Ohnmacht. Ich habe tolle Mitarbeiter, Kooperationspartner, und gemeinsam bewegen wir etwas, bohren kleine Löcher in dicke Bretter. Wir haben viel zu lange Verantwortung für Veränderung individualisiert, für seine Gesundheit war jeder selber verantwortlich, und gegen den Klimawandel sollte der Verzicht auf Plastiktüten helfen. Dabei gibt es Gesundheit nur in einer gesunden Umgebung, weder die Viren im Umlauf noch die Schadstoffe in der Luft regelt "der Markt" – sondern gemeinwohlorientiertes politisches Handeln. Da lerne ich gerade viel dazu. Ich selber habe eine Bahncard 100, um Flüge zu meiden, aber damit Zugfahren günstiger und bequemer wird als innerdeutsch zu fliegen, braucht es politische Entscheidung. Daher hilft mir nicht nur, auf meinen Fußabdruck zu schauen, der viel zu groß ist, sondern auf den "Handabdruck". Wo kann ich zusammen mit anderen etwas in Bewegung bringen? Stiftungen sind das "venture capital" der Zivilgesellschaft. Und Vermögen bedeutet nicht nur Geld – sondern man "vermag" etwas zu bewegen.
Sie gelten als Erfinder des medizinischen Kabaretts. Nun ist die Medizin ja auch Heimat vieler Tragödien. Warum lachen wir so gerne über das unausweichlich Schlimme?
Von Karl Valentin stammt der weise Satz: Wenn es regnet, freue ich mich. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Humor ist überhaupt nichts Oberflächliches, sondern das tiefe Einverständnis in die Widersprüchlichkeit, in die Absurdität und die unauflösbaren Rätsel unserer Existenz. Der Humor wurde uns geschenkt als Ausweg und Trost, damit wir über Dinge, die wir nicht ändern können, nicht verrückt werden oder verzweifeln. Oder wie es in dem wunderschönen jüdischen Sprichwort heißt: "Tränen, die man gelacht hat, muss man nicht mehr weinen."
Der Klimawandel, mit dem Sie sich zurzeit verstärkt beschäftigen, ist eher zum Weinen als zum Lachen. Können Sie über den Klimawandel lachen?
Über den Klimawandel nicht, dafür ist er viel zu ernst. Das heißt aber nicht, dass das Thema keinen Humor braucht oder verträgt! Im Gegenteil – Humor hilft, damit das Ganze nicht so verbiestert rüberkommt. Wenn es zum Beispiel um mehr öffentlichen Verkehr, mehr schnelle Züge, weniger Flüge und weniger Raser auf der Autobahn geht, empfehle ich: "Wer gerne schnell Porsche fährt, Vollgas, freie Strecke und das auch noch emissionsfrei in der Elektro-Variante: wie wäre es mit einer Carrera-Bahn?" Oder: "Wer auf sehr unwegsamem Gelände wohnt, braucht einen SUV. Das kann ich verstehen, wenn man da zwei Tonnen Stahl und die PS von einem Traktor braucht, um voran zu kommen. Aber wenn man dann auf öffentlichen Straßen fährt, sollten die genauso schnell fahren dürfen wie ein Traktor. Mit 25 km/h Höchstgeschwindigkeit erledigt sich das Problem dieser übermotorisierten Schüsseln von alleine!"
Welche Beziehung haben Gesundheit und Klimawandel?
Eine sehr enge, die leider immer noch zu wenig beachtet wird. Die Diskussion um "Umweltschutz" wurde viel zu lange sehr theoretisch geführt. Es gibt keine "Umwelt", sondern eine Mitwelt. Oder haben Sie zuhause Um-Bewohner? Unsere Mutter Erde ist krank, sie hat hohes Fieber, und das steigt weiter. Wir sind als ihre Kinder existenziell darauf angewiesen, dass wir sauberes Wasser haben, saubere Luft, gesundes Essen und eine erträgliche Außentemperatur. Alle diese Dinge, die wir für selbstverständlich hielten, sind es nicht. Der Körper ist ein guter Lehrmeister, uns zu zeigen, wie schnell wir bei einer steigenden Außentemperatur buchstäblich zusammenbrechen. Hitzewellen und Hitzetote sind aber nur eine der vielen Auswirkungen. Mücken, die Tropenkrankheiten übertragen, können sich wieder ansiedeln, Allergien nehmen zu, und die Abgase und insbesondere die kleinen Feinstaubteilchen gehen durch die Lunge direkt ins Blut und tragen zu Herzinfarkt, Schlaganfall und sogar zu Diabetes bei, weil unser Körper sich in einem permanenten Abwehrmechanismus befindet. Wenn wir also über Umweltschutz reden, muss man es einmal deutlich sagen – wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns. Denn gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten!
Die Klima-Frage belastet auch unser gesellschaftliches Klima – sie hat das Potenzial, zu einem neuen Generationenkonflikt zu werden. Sie scheinen eine Rolle als Mittler eingenommen zu haben und wurden als Mitglied der sogenannten Boomer-Generation sogar schon von Fridays for Future eingeladen, um auf einer Aktion zu sprechen. Wie können wir die Generationen an einen Tisch und die verschiedenen Bedürfnisse unter einen Hut bringen?
Ich glaube nicht, dass der Konflikt zwischen den Generationen besteht. Nachhaltigkeit ist keine Erfindung oder Bewegung der Neuzeit, sondern viele ältere Menschen leben völlig selbstverständlich und oft auch unbewusst nachhaltig. Mein Vater zum Beispiel ist der nachhaltigste in unserer Familie. Er ist noch nie in seinem Leben auf die Malediven oder Kanaren geflogen, weil es ihn nicht wegzieht, und während sich gerade Turnschuhhersteller loben, dass sie jetzt Plastik recyceln, hat er immer noch sein eines Paar "Adidas Rekord", die plötzlich wieder voll angesagt sind.
Sie haben aber natürlich recht: Der Klimawandel stellt unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt vor große Herausforderungen. Er macht einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel notwendig – und viele Menschen sehen in diesem Wandel eine Bedrohung, statt die Chancen wahrzunehmen. Viele der Maßnahmen, die wir zum Schutz der Erde und des Klimas ergreifen können, sind nicht nur Verzicht, sondern tragen zu einem gesunden, lebenswerten Alltag bei: eine Verkehrswende und Stadtplanung, die sich an den Bedürfnissen von Menschen und nicht Autos orientiert, eine "grünere" Landwirtschaft und Ernährung, die gut für die eigene Gesundheit und für den Planeten ist, oder auch eine Energiewende, die Deutschland wieder zum Vorreiter in neuen Technologien macht. Wir brauchen positive Zukunftsbilder, um aus der Klimakrise einen Neuanfang zu machen.