Sehr geehrte Gräfin Lambsdorff, Sie sind nicht nur Stifterin der Quistorp-Stiftung und Mitglied im Stiftungsrat des Deutschen Stiftungszentrums, sondern seit 2018 auch Kuratoriumsmitglied der Deutschen Demenzhilfe – der DZNE-Stiftung für Forschung und Innovation. Was sind die Ziele der Stiftung?
Es ist ganz einfach und ganz schrecklich: Wir stehen vor einer Lawine von Erkrankungen an Demenz und haben keine Therapie. Deshalb müssen wir forschen, forschen, forschen, um Therapien zu entwickeln. Sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung. Beides fehlt! Das aber verlangt viel Geld, das wir dringend brauchen, um möglichst vielfältige Forschungsansätze zu fördern. Wir haben das in der Welt zurecht herausragend renommierte Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Deutschland und damit die Möglichkeit, durch unsere Stiftung genau dieser Einrichtung zu zusätzlichen, privaten Geldern zu verhelfen.
Für die Krankheiten AIDS und Krebs etwa ist es gelungen, eine große öffentliche Aufmerksamkeit zu schaffen. Auch Demenzerkrankungen sind heutzutage allgegenwärtig – jedoch scheint es, dass sich die Menschen nur ungern damit auseinandersetzen. Warum engagieren Sie sich persönlich für dieses Thema?
Ich glaube, jeder von uns kennt in seinem persönlichen Umfeld jemanden, der an Demenz erkrankt ist. So ist es auch bei mir. Ich habe viele Jahre eine demente alte Dame rechtlich betreut und gehörte viele Jahre einem informellen Betreuungsteam einer anderen an Demenz erkrankten jungen Frau an. Daneben engagiere ich mich in einem Bonner Hospiz. Dies alles führt mir ständig vor Augen, wie schwierig die Lage für die Betroffenen, aber auch für die Angehörigen und für die Gesellschaft als Ganzes ist – und sie wird noch viel schwieriger werden. Leider haben Sie mit Ihrer Frage Recht: Viele Menschen fürchten sich eher vor Demenz bei sich selber oder bei den Angehörigen und verschließen lieber die Augen davor als dagegen anzugehen.
Für viele Menschen sind die Begriffe Alzheimer und Demenz synonym. Dabei gibt es klare Abgrenzungen. Was meinen wir eigentlich, wenn wir über Demenz sprechen?
Die häufigste Demenz-Erkrankung ist Alzheimer. Allen Demenzerkrankungen ist der Verlust von Nervenzellen gemeinsam. Ich selber bevorzuge es, den Oberbegriff "neurodegenerative Erkrankungen" zu verwenden, denn damit wird klar, dass wir Forschungen unterstützen müssen und wollen, die uns auch bei Parkinson und anderen verwandten Erkrankungen des Gehirns weiterhelfen.