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Vier Preise für herausragenden Wirtschafts­journalismus vergeben

07.11.2018

Die Friedrich und Isabel Vogel-Stiftung vergab am 6. November 2018 zum 33. Mal ihre Preise für ausgezeichneten Wirtschaftsjournalismus: Drei mit jeweils 3.000 Euro dotierte Auszeichnungen und ein Stipendium gingen an Journalisten und Journalistinnen aus Druckmedien und Fernsehen.

Die feierliche Verleihung fand mit freundlicher Unterstützung der R+V Allgemeine Versicherung AG in der Niederlassung der DZ Bank AG am 6. November 2018 in Frankfurt am Main statt. Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, hielt die Festrede.

Vogel-Preisverleihung 2018 (Foto: Bert Bostelmann/Bildfolio)
Foto: Bert Bostelmann/Bildfolio

 
Print- und TV Preis für Autorenteam der Wirtschaftswoche und der Frontal-21-Redaktion des ZDF
für den Artikel "Kauft das jemand oder kann das weg?" in der Wirtschaftswoche-Ausgabe 24/2018 vom 8. Juni 2018 und die Ausstrahlung "Retouren für den Müll" vom 12. Juni 2018 in "Frontal 21", ZDF

"Es ist eine riesige, bislang unentdeckte Wert- und Rohstoffvernichtung im Gange, getrieben von tiefpreissüchtigen Konsumenten, retournierfreudigen Internetbestellern, sich selbst überholenden Produktherstellern", lautet die Kernbotschaft der Autoren Jacqueline Goebel, Henryk Hielscher und Mario Brück von der Wirtschaftswoche und Christian Esser, Birte Meier und Astrid Randerath von der Redaktion "Frontal 21" des ZDF. Das Team macht auf das Problem Wegwerfgesellschaft aufmerksam, das mit zunehmendem Onlinehandel dringlicher wird. Sie beschreiben am Beispiel Amazon das Ausmaß der Vernichtung ungebrauchter Produkte und stellen die Frage, ob eine regulatorische Flankierung notwendig ist. Denn ressourcenschonendes Handeln ist vor dem Hintergrund des Klimawandels ein zentrales Thema für die weitere Entwicklung unserer Marktwirtschaft.
 

Print-Preis an ZEIT-Autorin Angela Köckritz für "Das Mädchen und das Kapital": Ein Dossier zur Ausgangsfrage "Was passiert in einem Entwicklungsland [Äthiopien], wenn sich die Textilindustrie dort ansiedelt?", erschienen in DIE ZEIT Nr. 52/2017 am 14. Dezember 2017

Die Weltwirtschaft von heute ist eine einzige Fabrikhalle, in der die Güter in langen Produktionsketten mit nie gekannter Effizienz gefertigt werden. Angela Köckritz berichtet aus dem neuesten Anbau dieser Werkshalle, dem Industriepark in Awassa in Äthiopien, aus der Perspektive der Schwellenländer über das Leben der Näherinnen.

Angela Köckritz geht nicht unausgewogen oder gar polemisch an ihren Bericht, sie beschreibt in einer nüchternen aber eindringlichen Sprache. In analytischen Passagen vergleicht sie die Entwicklungen mit der Entwicklung des Kapitalismus in seinem Heimatland, in England, eineinhalb Jahrhunderte vorher. Sie ist sich der wohlstandsschaffenden Mechanismen und der Chancen von Globalisierung wohl bewusst. Aber am Ende sitzt der Leser doch da und fragt sich: Wenn das die Gewinner der Globalisierung sind, wie sehen dann die Verlierer aus? Hier wird ein wichtiges Stück Globalisierungswirklichkeit gezeigt und eingeordnet, verständlich und bewegend.
 

TV-Preis für die dreiteilige Reportage/Annotation "Wer braucht den Osten?", produziert von Hoferichter & Jacobs, ausgestrahlt im mdr Fernsehen. Erstausstrahlungen: Teil 1 – Politik, 29. Mai 2018, Teil 2 – Wirtschaft, 5. Juni 2018, Teil 3 – Gesellschaft, Dienstag, 12. Juni 2018

Der Filmtitel ist eine Provokation, zumal die Antwort nicht so ohne weiteres klar ist: Wer braucht den Osten? Die dreiteilige Dokumentation von Ariane Riecker, Dirk Schneider und Produzent Olaf Jacobs umfasst jeweils 45 Minuten zum Themenkomplex Politik, dann Wirtschaft, dann Gesellschaft. Alle drei Folgen sind hervorragend gestaltet und umgesetzt, sie liefern aufschlussreiche Erkenntnisse über einige im Westen kaum bekannte Entwicklungen.Zu Wort kommen Wirtschaftsforscher, ehemalige Treuhand-Mitarbeiter, Sozialhelfer, Unternehmer, Angestellte und Arbeitslose. Alle drei Teile fügen sich zu einem umfassenden und nicht alltäglichen Bild des deutschen Ostens zusammen. Und dafür verleiht die Jury den Friedrich-Vogel-Preis 2018 in der Kategorie Fernsehen.
 

Das mit 3.000 Euro dotierte Vogel-Stipendium 2018 ging an Valerie Lux

Das Friedrich und Isabel Vogel-Recherchestipendium soll es der jungen Journalistin ermöglichen, einer nicht alltäglichen Idee nachzugehen und weitere Diskussionsbeiträge zur Wirtschaftlichkeit von Migration zu liefern. Die von Valerie Lux konzipierte vierteilige Reportagereihe wird die Situation an den Brennpunkten der Grenzen zwischen Frankreich, Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Estland untersuchen. Die ersten drei Teile der Reportage sind inzwischen veröffentlicht worden, unter anderem hat Valerie Lux ein Expertengespräch mit Deutschlandradio Kultur dazu geführt. Der vierte Teil soll sie (per Fahrrad!) nach Estland führen unter dem Arbeitstitel "Datenschutz oder Datenklau? – Estland unter digitaler Spannung".

Über die Vergabe der Vogel-Preise entschieden 2018 die folgenden Juroren: Michael Boll (Verleger des Solinger Tageblatts), Heinrich Meyer (Herausgeber Neue Ruhr Zeitung), Dr. Michael Moerchel (freier Journalist), Peter Brors und Thomas Tuma (stv. Chefredakteure Handelsblatt), Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt der DekaBank) und Reinhard Schlieker (Wirtschaftsredakteur ZDF).

Leitfigur für Dr. Friedrich Vogel und seine Frau Isabel war Ludwig Erhard, dessen Idee der sozialen Marktwirtschaft der Handelsblattgründer und Journalist mit seinen Publikationen unterstützte. Darin sah er seinen Beitrag zum Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten deutschen Wirtschaft. Seine Ideale leben in der 1984 gegründeten Vogel-Stiftung weiter, die jährlich Wirtschaftsjournalisten für ihre beispielhaften Arbeiten auszeichnet.

Die Bewerbungen für den Vogel-Preis 2019 können ab 1. März 2019 wieder eingereicht werden. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2019.

Pressekontakt

Matthias Dezes
Dezes Public Relations 
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