
Psychiater haben immer wieder Diagnosen erfunden, die rückblickend falsch waren – allerdings zum Zeitpunkt ihres Entstehens gut für die eigene wissenschaftliche oder klinische Karriere. Im Zuge der Digitalisierung, die für viele Menschen mit großer Verunsicherung einhergeht, besteht die Gefahr, dass das Entstehen neuer Krankheitsbilder exponentiell zunimmt. Diesen Auswüchsen stellt sich der Psychiater Jan Kalbitzer entgegen: Er plädiert dafür, wesentliche menschliche Grundfertigkeiten zu fördern statt bei jedem neuen Fortschritt kollektiv in Panik zu verfallen.
Zur Person: Dr. Jan Kalbitzer studierte Medizin und Philosophie in Freiburg, Hannover und Haifa und promovierte in Kopenhagen sowie Oxford. Es folgte die Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, anschließend eine wissenschaftliche Tätigkeit an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 2015 erhielt er für seine Forschung zu den Auswirkungen des Internets auf die Psyche den Max Rubner-Preis, seit 2016 ist er einer der wissenschaftlichen Leiter des Ladenburger Kollegs "Internet und seelische Gesundheit" der Daimler und Benz Stiftung.
Der Vortrag wurde im Rahmen einer Veranstaltung der Daimler und Benz Stiftung am 11. Dezember 2018 im Daimler-Benz-Museum in Stuttgart mitgeschnitten.