Stiftungen, die sich im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) engagieren möchten, können sich seit diesem Jahr bei ihrer Arbeit von einem EZ-Scout unterstützen lassen. So auch die Panguana Stiftung von Juliane Diller, die beim Schutz des Regenwaldes auf das Mitwirken der indigenen Bevölkerung setzt.
Beitrag von Dr. Katharina Franziska Braig und Anke Meis
Am 24. Dezember 1971 ist Juliane vom Himmel gefallen. Was zunächst kurios klingen mag, ist der Beginn eines einzigartigen Engagements der damals erst 17-Jährigen. Als einzige von 92 Insassen überlebte sie einen Flugzeugabsturz über den peruanischen Anden. Hier hatten ihre Eltern, beide Biologen, in den 1960er-Jahren die Forschungsstation Panguana gegründet, um die Ökologie des Regenwaldes zu studieren.
Auf dem Rückweg von ihrer Schulabschlussfeier gerät das Flugzeug in eine schwere Gewitterfront, wird von einem Blitz getroffen und stürzt 3.000 Meter in die Tiefe. Schwer verletzt wacht Juliane Diller am Tag danach aus der Bewusstlosigkeit aus. Um sie herum: Flugzeugteile, Leichen, darunter auch ihre Mutter. Und eine Tüte Süßigkeiten.
Elf Tage irrt sie durch den Regenwald, auf der Suche nach Spuren der Zivilisation. Doch Juliane Diller erinnert sich an die Überlebenstipps, die sie als Kind von ihrem Vater erhalten hat: "Folge Wasserläufen, und du wirst auf Menschen stoßen."
Diesem Rat folgt sie – und wird schließlich von einer Gruppe Waldarbeiter aufgegriffen und zu ihrem Vater gebracht. Von den Medien verfolgt und von Albträumen gequält, flüchtet sie nach Kiel, wo sie bei ihrer Großmutter und ihrer Tante lebt. Doch Panguana lässt sie nicht los. Sie schließt ihr Biologiestudium mit einer Diplomarbeit über die dortige Schmetterlingsfauna ab; ihre Doktorarbeit ist den Fledermäusen Panguanas gewidmet. Heute arbeitet Juliane Diller an der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM), wo sie die umfangreiche zoologische Fachbibliothek leitet und stellvertretende Direktorin ist. Nach einer von dort aus organisierten Forschungsexkursion in den peruanischen Regenwald entschließt sie sich, dem Wald etwas zurückzugeben, der sie einst – wie sie es empfindet – vor dem sicheren Tod geschützt hat. Den Wendepunkt ihres Lebens hat sie als Herausforderung begriffen. Sie macht sich den Schutz der Biodiversität zu ihrer Aufgabe. Nach und nach baut sie die von ihren Eltern gegründete Station Panguana wieder auf, die älteste Forschungsstation Perus.
Und damit ist sie erfolgreich: In den letzten Jahren hat sich Panguana zu einer international bekannten Forschungsstätte entwickelt und dank der Unterstützung von Sponsoren von zwei auf zehn Quadratkilometer vergrößert. Heute bedeckt Primärwald das über 1.280 Hektar große Gelände, das vom peruanischen Umweltministerium 2011 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Doch dabei soll es nicht bleiben: Juliane Diller hat eine beim Deutschen Stiftungszentrum verwaltete Stiftung gegründet, um diese Arbeit weiter voranzutreiben. Hauptziele dieser Stiftung sind die Bewahrung des Urwaldes, die Erforschung, Dokumentation und Publikation seiner außergewöhnlichen Biodiversität sowie intensive Wissensvermittlung über diesen bedrohten Lebensraum, um ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Umweltbewusstsein für das Ökosystem Regenwald zu wecken.
Heute sind ständig internationale Biologenteams in Panguana zu Gast. Mehr als 230 Publikationen sind daraus bisher hervorgegangen. Doch diese Biodiversität ist durch Jäger, Goldwäscher, Brandrodung und den Anbau von Ölpalmen und Kokapflanzen bedroht. Im Osten der Forschungsstation liegt das Gebiet der Asháninka, des größten indigenen Volkes im peruanischen Regenwald. Mit den dort angesiedelten Dörfern und Schulen arbeitet die Stiftung eng zusammen. Das Verständnis für Naturschutz und deren Akzeptanz sind der Stifterin sehr wichtig. Die Einbindung der lokalen Bevölkerung hat sich gelohnt: Baumeinschlag und Jagd sind stark zurückgegangen. Die Zahl der Großtiere auf der Station – Affen, Nabelschweine, Tapire und sogar Jaguare – nimmt kontinuierlich zu. Somit ist es Juliane Diller gelungen, zu beweisen, was von manchen angezweifelt wird: dass auch Privatinitiativen große Erfolge vorweisen können.
Sie wollen selber im Rahmen einer Stiftung für die Erfüllung der Nachhaltigen Entwicklungsziele tätig werden? Um die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zu fördern, sind seit Sommer 2017 deutschlandweit vier sogenannte EZ-Scouts an Institutionen des Stiftungs- und Philanthropiebereichs im Einsatz. Die EZ-Scouts sind als entwicklungspolitische Berater im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig und werden über Engagement Global durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH an Stiftungsorganisationen entsendet.
Die EZ-Scouts unterstützen bei der Internationalisierung der Stiftungstätigkeiten, vermitteln den Kontakt zu nationalen und internationalen Netzwerken und beraten ihre jeweilige Gastinstitution und deren Partner zu den Tools der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Darüber hinaus unterstützen sie bei der Entwicklung und Umsetzung konkreter Projektideen. Im Rahmen ihrer Aufgaben kooperieren die EZ-Scouts eng mit Engagement Global, wo mit dem BMZ eine gemeinsame Servicestelle für Stiftungen und Philanthropen angesiedelt wurde, und der KfW Entwicklungsbank. Neben dem Deutschen Stiftungszentrum sind drei weitere EZ-Scouts bei dem Bundesverband Deutscher Stiftungen (Berlin), dem Haus des Stiftens (München) und bei Phineo (Berlin) im Einsatz.
ist Leiterin des Bereiches "Kommunikation & Marketing" im Deutschen Stiftungszentrum.
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