Stiftungsarten

Je nach Zielsetzung, finanziellem Volumen und gewünschter Organisationsstruktur unterscheiden sich die Stiftungsformen. (Foto: Sven Lorenz)
Foto: Sven Lorenz

Die verschiedenen Stiftungsformen in der Übersicht

Die Wahl der passenden Stiftungsform bestimmt, wie das Kapital verwaltet werden muss, welche steuerlichen Vorteile genutzt werden können und wie flexibel der Stiftungszweck erfüllt werden kann. Nachfolgend finden Sie Stiftungsarten im Überblick mit ihren Besonderheiten:

 

1. Stiftungsrechtliche Differenzierung

Rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts
Eine rechtsfähige Stiftung ist eine eigenständige Vermögensmasse, die sich selbst gehört und einem bestimmten Zweck auf Dauer gewidmet ist. Das Stiftungsvermögen bleibt dabei in der Regel erhalten und ermöglicht die nachhaltige Zweckverfolgung aus den Vermögenserträgen. Ohne Eigentümer oder Gesellschafter orientiert sich diese Stiftungsform strikt am Stifterwillen. Der Stifter legt in der Stiftungssatzung unter anderem den Stiftungszweck, das Stiftungsvermögen und die Organisation fest. Diese Stiftungsform ist eine eigenständige Rechtsperson mit eigenen Organen wie Stiftungsvorstand  und Kuratorium. Rechtsfähige Stiftungen unterliegen der Aufsicht durch Landesbehörden, die sicherstellt, dass der Stifterwille dauerhaft erfüllt wird. Diese Stiftungsform ist besonders geeignet für komplexere Vermögen oder operative Aktivitäten.

Treuhandstiftung
Die Treuhandstiftung wird durch einen Vertrag zwischen dem Stifter und einem Treuhänder gegründet, der das Stiftungsvermögen getrennt von seinem eigenen Vermögen verwaltet. Sie ist flexibel und benötigt keine staatliche Anerkennung oder Aufsicht. Stattdessen unterliegt sie der Kontrolle durch das Finanzamt. Sie kann schnell und unkompliziert ins Leben gerufen werden und setzt einen vertrauensvollen und kompetenten Treuhänder voraus, der das Stiftungskapital sorgfältig verwaltet und die Geschäfte im Sinne des Stifters führt. Diese Stiftungsform eignet sich besonders für fördernde Tätigkeiten und bietet hohe Flexibilität bei Satzungsänderungen.

Stiftung gGmbH
Die Stiftung gGmbH ist eine gemeinnützige GmbH, die in ihren Grundstrukturen um stiftungstypische Elemente ergänzt wird. Anders als eine unternehmerisch tätige GmbH verfolgt die Stiftung gGmbH gemeinnützige Zwecke und wird häufig für operative Tätigkeiten genutzt. Im Vergleich zur rechtsfähigen Stiftung ist sie deutlich flexibler.

 

2. Steuerliche Differenzierung

Gemeinnützige Stiftung
Eine gemeinnützige Stiftung verfolgt selbstlos und unmittelbar gemeinnützige Zwecke und genießt erhebliche steuerliche Vorteile. Erträge, wie Aktiengewinne oder Mieteinnahmen, sind meist steuerfrei und können zur Zweckerfüllung oder zur Stärkung des Stiftungsvermögens verwendet werden. Zustiftungen und Spenden unterstützen die Stiftung finanziell, wobei nur Zustiftungen das Kapital erhöhen, während Spenden direkt für gemeinnützige Zwecke eingesetzt werden.

Familienstiftung
Die Familienstiftung dient dem Zweck, das Vermögen einer Familie dauerhaft zu bewahren und den Zusammenhalt über Generationen hinweg zu stärken. Sie sorgt für die finanzielle Absicherung der Familienmitglieder und schützt das Vermögen vor Zerschlagung durch Erbschaften, Scheidungen oder Gläubigerzugriffe. Steuerliche Besonderheiten sind zu beachten, darunter die alle 30 Jahre anfallende Erbersatzsteuer.

 

3. Sonderfälle

Unternehmensstiftung
Eine Unternehmensstiftung verfolgt das Ziel, ein Unternehmen langfristig zu erhalten und seine Gewinne für den Stiftungszweck zu verwenden. Sie kann das Unternehmen entweder vollständig "tragen" (Unternehmensträgerstiftung) oder Anteile daran halten (Beteiligungsträgerstiftung). Die Unternehmensführung liegt bei den Stiftungsorganen, wodurch der Stiftungszweck konsequent verfolgt wird. Diese Stiftungsform eignet sich besonders für die Nachfolgeplanung im Familienunternehmen und kann zudem gemeinnützige Zwecke unterstützen.

Verbrauchsstiftung
Eine Verbrauchsstiftung ist auf eine bestimmte Zeit angelegt, innerhalb der das Stiftungsvermögen vollständig verbraucht wird. Damit unterscheidet sie sich von klassischen Stiftungen, die nur Erträge zur Zweckerfüllung nutzen. Der Vorteil dieser Stiftungsform liegt darin, dass bei relativ kleinem Stiftungsvermögen effektiv und zeitnah Projekte gefördert werden können, da das Fördervolumen nicht von den Erträgen des angelegten Stiftungsvermögens abhängt. Diese Stiftungsform eignet sich besonders, wenn größere Ausgaben erforderlich sind, etwa bei Projekten mit zeitlich begrenztem Nutzen oder in Niedrigzinsphasen. Sie muss eine Mindestlaufzeit von zehn Jahren haben und kann sowohl als rechtsfähige als auch als treuhänderische Stiftung errichtet werden.

Hybridstiftung
Eine interessante Alternative für Stifterinnen und Stifter kann die Hybridstiftung darstellen. Diese kombiniert die Merkmale einer auf Dauer errichteten Stiftung mit dem wesentlichen Element einer Verbrauchsstiftung. In diesem Fall gibt es neben dem dauerhaft zu erhaltenden Stiftungsvermögen ein zusätzliches, separat ausgewiesenes Vermögen, das zur Erfüllung des Stiftungszwecks verbraucht werden darf. Die Hybridstiftung vereint die Vorteile beider Stiftungsformen, indem sie eine langfristige Sicherung des Grundvermögens ermöglicht und gleichzeitig die flexible Verwendung eines Teilvermögens für unmittelbare Projekte erlaubt. Unser Tipp: Fachkundige Beratung nutzen.
 

Die Wahl der passenden Stiftungsform ist wichtig, weil dadurch die Handlungsmöglichkeiten der Stiftung maßgeblich beeinflusst werden.

Das Deutsche Stiftungszentrum bietet fachkundige Beratung an, um Ihnen bei der Entscheidung und Gründung Ihrer Stiftung zur Seite zu stehen. So können Sie sicher sein, dass Ihre Stiftung optimal aufgestellt ist, um Ihren Stifterwillen nachhaltig zu verwirklichen.
 

 

Wie finde ich das passende Stiftungsmodell?

Die Wahl des passenden Stiftungsmodells richtet sich insbesondere nach den folgenden Aspekten:

Flexibilität der Stiftung

Treuhandstiftungen bieten mehr Spielraum bei Satzungsänderungen, während rechtsfähige Stiftungen strenger reguliert sind. Die Dauer der Laufzeit und die Art und Weise der Zweckverwirklichung und der Vermögensverwendung sind weitere Aspekte, die bei der Rechtsformwahl berücksichtigt werden sollten.

Steuerliche Aspekte

Die verschiedenen Stiftungsformen werden in vielen Punkten steuerlich unterschiedlich behandelt. Fachleute wie Rechtsanwälte oder Stiftungsberater unterstützen Sie dabei, die richtige Entscheidung für das am besten zu Ihren Zielen und Bedürfnissen passende Stiftungsmodell zu treffen.

 

Das Deutsche Stiftungszentrum als Partner

Das Deutsche Stiftungszentrum bietet umfassende Unterstützung bei der Suche nach dem passenden Stiftungsmodell. Mit einem Team von Fachleuten aus Recht, Finanzen und Stiftungsmanagement stehen unsere Experten bereit, um individuelle Lösungen zu entwickeln, die auf Ihre spezifischen Anliegen zugeschnitten sind.

 

FAQ

 
1. Wie findet man das passende Stiftungsmodell?
Die Auswahl einer Stiftungsform hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die angestrebten Ziele, die Höhe des Vermögens und die gewünschte Flexibilität. Es ist ratsam, sich über die verschiedenen Stiftungsformen zu informieren und rechtlichen Rat einzuholen, um die passende Stiftungsform zu finden, die Ihren persönlichen Vorstellungen und Zielen entspricht.

2. Welche Stiftungsarten gibt es?
Die Stiftungsarten werden nach stiftungsrechtlichen und steuerlichen Aspekten unterschieden, zudem gibt es Sonderformen. Jede dieser Stiftungsformen hat spezifische Merkmale, Zwecke und rechtliche Rahmenbedingungen. Es gibt verschiedene Stiftungsarten, darunter rechtsfähige Stiftungen, Treuhandstiftungen, Stiftungen gGmbH, gemeinnützige Stiftungen und Familienstiftungen sowie Sonderformen wie Unternehmensstiftungen, Verbrauchsstiftungen und Hybridstiftungen.