Dr. Lotte Köhler wurde am 19. August 1925 in Darmstadt geboren. Sie studierte Medizin und Chemie an den Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg – das Studium schloss sie mit dem Dr. med. ab. Im Alter von 26 Jahren entschied sie sich, nicht als Ärztin zu arbeiten, sondern wurde Generalbevollmächtigte der Gesellschafterversammlung einer Verpackungsdruckerei mit 120 Beschäftigten.
Ende der 1950er-Jahre wandte sich Dr. Lotte Köhler – parallel zu ihrer verantwortlichen Tätigkeit im Unternehmen – der Psychoanalyse zu. Sie begann am Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie e.V. in München eine psychoanalytische Ausbildung, die sie 1962 abschloss. Etwa zeitgleich verstarb ihr Vater, und sie übernahm – vor allem aus Pflichtbewusstsein – leitende Funktionen in dem Unternehmen ihres Vaters, der Maschinenfabrik Goebel GmbH in Darmstadt, die sie bis 1986 innehatte. Diese rund 20 Jahre können als "Spagat zwischen Fabrik und Psychologie" bezeichnet werden. Trotz der beruflichen Belastung als Geschäftsführerin des Darmstädter Maschinenbauunternehmens machte sie sich – mit ihrem Lebensgefährten Hans Kilian an ihrer Seite – in Analytikerkreisen auch international einen Namen. Bekannt wurde sie insbesondere durch ihre Arbeiten zur Erforschung des Gedächtnisses von Kleinkindern und zur Bindungstheorie. Dazu war sie zeitlebens eine durch die Erfahrungen der Nazidiktatur geprägte, aktive liberale Demokratin.