Bei Unterwasserausgrabungen in den 1990er-Jahren wurden Teile der jungsteinzeitlichen Siedlung freigelegt und hervorragend konservierte Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs geborgen. Was macht La Marmotta so interessant, dass Sie mit Ihrem Projekt erneut in die Zeit zwischen 5500 bis 4900 v. Chr. zurückreisen?
Die bisher geborgenen Artefakte geben in der Tat schon einen hervorragenden Einblick in die Lebensweise der Siedler. So wurden Boote und verschiedene Objekte gefunden, die mit Segeln, Fischerei und Ackerbau in Verbindung gebracht werden. Die Siedlung “La Marmotta” florierte für mindestens vier Jahrhunderte. Heute liegt sie ungefähr 300 Meter vom modernen Seeufer des Bracciano-Sees unter sechs bis acht Metern Wasser und drei Metern Sediment begraben. Das ist unsere Chance, ein noch ungleich detaillierteres Bild eines steinzeitlichen Dorfes, seiner Entwicklung und seines Untergangs zu zeichnen. Denn uns interessiert, wie die Menschen gelebt haben, welche Tiere sie domestiziert, welche Pflanzen sie angebaut und auch, wie sie ihre Umwelt beeinflusst haben.
Am Ende Ihrer Forschungsarbeiten wissen wir also, was auf dem Speiseplan der Siedler stand und wie sich ihre Speisekarte im Laufe der Jahrhunderte bis zum Untergang des Dorfes geändert hat?
Wir hoffen in der Tat, eine detaillierte Rekonstruktion der aquatischen und terrestrischen Biodiversitätsänderungen sowie der Mensch-Umwelt-Interaktionen im Bracciano-See zu ermöglichen. Hierzu zählen Vegetationsveränderungen im Seeeinzugsgebiet, die Ankunft domestizierter Pflanzen und Tiere und die Entwicklung der aquatischen Biodiversität vom Beginn der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit. Dies wird das verfügbare historische Wissen über die menschliche Präsenz in dieser Region, aber auch das Verständnis von Klimaschwankungen erweitern. Nicht zuletzt hoffen wir Aufschluss darüber zu bekommen, wie es zur Flutkatastrophe kam, die zum Untergang der Siedlung führte.