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Forschungsgeist 2024: Förderzusagen für drei Projekte

09.07.2024

Mit Forschungsförderungen an den Universitäten Halle-Wittenberg, Tübingen und Bonn ist die vierte Ausschreibungsrunde des Programms "Forschungsgeist! Next Generation Sequencing in der Ökosystemforschung" der Bauer-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung erfolgreich beendet worden.

Das Programm richtet sich an Postdocs mit bis zu sechsjähriger Forschungserfahrung nach der Promotion. Aus einer Vielzahl von Anträgen konnten unter Beteiligung der Stemmler-Stiftung und der Rudolf und Helene Glaser-Stiftung die Forschungsvorhaben von Dr. Peter Dietrich (Halle-Wittenberg), von Dr. Vera Zizka (Bonn) sowie von Dr. Kyle Mason-Jones und Dr. Ilonka Engelhardt (Tübingen) überzeugen.

Analyse von Phytomikrobiomen (Foto: Lina Greger)
Foto: Lina Greger
Analyse von Phytomikrobiomen

In den nächsten drei Jahren wird sich Dr. Peter Dietrich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit seinem Projekt "Pflanzen als Ökosysteme – Analyse von Phytomikrobiomen und deren Veränderung durch Biodiversitätsverlust und globalen Wandel mit Hilfe neuester Sequenzierungsmethoden" beschäftigen.

Das sogenannte Phytomikrobiom stellt die Gesamtheit der eine Pflanze besiedelnden Mikroorganismen dar und ist wichtig für ihr Überleben. Nun soll von verschiedenen Wurzel-, Blatt- und Samen-Proben aus Freilandexperimenten in Kanada, Italien und Deutschland das Mikrobiom mit neuesten molekularen Sequenzierungsmethoden untersucht werden, um nicht nur die Auswirkungen des weltweiten Wandels von Landschaft und Klima auf terrestrische Ökosysteme zu verstehen, sondern auch um als Grundlage zur Minderung seiner teils verheerenden Auswirkungen zu dienen.

Das Forschungsvorhaben wird durch die Bauer-Stiftung mit einer Fördersumme von über 174.000 Euro unterstützt.

Aber auch das Innovationspotenzial des Antrags "Phagendynamik im Boden und Pflanzen-Phagen – Interaktionen in der Rhizosphäre mittels Isotopenmarkierung mit metagenomischer Sequenzierung" von Dr. Kyle Mason-Jones und Dr. Ilonka Engelhardt stach heraus. Aus diesem Grund hat sich die Stemmler-Stiftung dazu entschlossen, das Projekt mit einer Summe von fast 180.000 Euro zu fördern. Phagen sind Viren, die Bakterien infizieren. Durch diese Vorgänge beeinflussen Phagen die Freisetzung von Kohlenstoff und anderen wichtigen Nährstoffen des Bodenkreislaufs und an Pflanzenwurzeln, und sind damit von entscheidender ökologischer Bedeutung.

Foto: Franziska Schaedler
Dr. Ilonka Engelhardt und Dr. Kyle Mason-Jones im Labor

Trotz ihrer Vielzahl und Relevanz sind Viren eine der am wenigsten erforschte Organismengruppe auf dem Planeten, insbesondere was die Phagendynamik in ungestörten Böden betrifft. Mittels neuster Methoden soll nun an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen die Beeinflussung von Phagen durch Pflanzenwurzeln untersucht werden, um neue Erkenntnisse über den Einfluss von Viren auf Pflanzen-Boden-Interaktionen und Einblicke in die ökologischen Mechanismen der Pflanzenernährung im globalen Wandel zu gewinnen.

 

Erfassung von Pflanzen-Insekten Interaktionen (Foto: Florian Steinkröger)
Foto: Florian Steinkröger
Installation von Flügelfallen in einem Steinbruch in Hessen

Nicht zuletzt überzeugte der Antrag "Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, nicht invasiven Bewertung der Insektenvielfalt – Erfassung von Pflanzen-Insekten-Interaktionen mit Hochdurchsatz-Sequenzierung von Umwelt-DNA" von Dr. Vera Zizka die Rudolf und Helene Glaser-Stiftung, welche damit die dritte fördernde Stiftung im Bunde der diesjährigen "Forschungsgeist!"-Ausschreibung ist.

Mit 130.000 Euro sollen am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Kooperation mit der Universität Bonn Methoden zur Erfassung der für Ökosystem und Landwirtschaft extrem wichtigen Insektenvielfalt weiterentwickelt werden. Durch die Analyse von DNA-Molekülen aus Böden, Wasser und Luft sowie über Pflanzenteile wie Blätter und Blütenstände können Rückschlüsse auf Insektenarten und deren Interaktion mit Pflanzen gezogen werden.

Offene Fragen dieser Methodiken sollen nun mit Hilfe beispielsweise automatisierter Videoanalysen geklärt werden, um nicht nur den durch den Menschen verursachten Rückgang der Insektenvielfalt zu verstehen, sondern vor allem auch für die Zukunft effiziente Schutzmaßnahmen abzuleiten.