Diversität und Stiftungen – Teil 11
Beitrag von Johanna Ebeling, Stifterverband
Studien haben nachgewiesen, dass Unternehmen, in denen vielfältige Teams zusammenarbeiten, innovativer und wirtschaftlich erfolgreicher sind. So ermittelte eine Studie, dass Unternehmen mit einem diversen, vielfältigen Management 19 Prozent höhere Umsätze durch Innovationen erzielten (1). Es geht nicht um eine bunte Zusammenstellung von Teammitgliedern mit möglichst vielen Diversitätsmerkmalen (Alter, Bildungsgrad, Geschlecht, Herkunft etc.). Der entscheidende Erfolgsfaktor ist vielmehr eine offene Organisations- und Führungskultur, in der bewusst vielfältige Perspektiven (Bildungsgrad, Branche, Position, Denkmuster, Kommunikationsstile etc.) in Prozesse Eingang finden. Die Innovationsfähigkeit wird gesteigert, wenn sich Diversität auch in Führungspositionen widerspiegelt (2). Vor allem für Forschungs- und Entwicklungsabteilungen (FuE) (3) von Unternehmen zeigen sich die positiven Effekte, da vielfältige Teams erstens ungewöhnlichere Ideen hervorbringen, zweitens sich für bessere Ideen entscheiden und drittens schneller unter strengen Vorgaben zusammenarbeiten (4).
Stiftungen haben zwar in der Regel keine FuE-Abteilungen, aber die Mehrzahl adressiert in ihren Stiftungszwecken Themen, die der Weiterentwicklung und Verbesserung von relevanten gesellschaftlichen Herausforderungen dienen. Viele Stiftungen sind daran interessiert, innovative, inklusive Förderprogramme zu entwickeln – am Puls der Zeit. Daher sind Erkenntnisse aus dem Unternehmenskontext durchaus für die Stiftungswelt und zivilgesellschaftliche Organisationen relevant und teilweise übertragbar.
Neben der Erkenntnis aus der Wirtschaft, dass Diversität die Innovationsfähigkeit von Stiftungen sowie ihre Attraktivität für Beschäftigte (5) erhöhen kann, haben Stiftungen und zivilgesellschaftliche Organisationen auch eine normative Verpflichtung als Arbeitgeberinnen (6), ein Ort zu sein, an dem Diversität aktiv gelebt und gestaltet wird.
Es gibt nicht in jeder Hinsicht einen kausalen Zusammenhang zwischen vielfältigen Teams und erfolgreichen Teams. In bestimmten Fällen sind homogene Teams handlungsfähiger, da sie tendenziell ähnliche und somit gegebenenfalls schnellere, konfliktfreiere Entscheidungen treffen. Wenn es jedoch darum geht, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln, etwas Neues zu erarbeiten oder gesellschaftliche Bedarfe zu verstehen und zielgruppenspezifische Förderprogramme aufzusetzen, kann es gerade für Stiftungen und zivilgesellschaftliche Organisationen sehr ratsam sein, bewusst auf Vielfalt in Teams zu setzen.
Ziel ist es, bewusst eine Kultur zu schaffen, in der vielfältige Perspektiven aktiv berücksichtigt werden. Das funktioniert auch in Teams, die größtenteils aus Ehrenamtlichen bestehen. Gefragt sind Führungskräfte und Gremien, Personal-, Projekt-, Ehrenamts- und Veranstaltungsmanagement.
Innovationsfähigkeit und Kreativität in Teams fördern
(1) Boston Consulting Group: Business Case for Diversity in the Workplace
(2) Gemeinsame Studie der TU München und Boston Consulting Group
(3) Forschung und Entwicklung
(4) Tagesspiegel: Vielfalt beflügelt Innovation
(5) Laut der Deloitte Millenial Survey 2018 sind 74 Prozent der Befragten der Meinung, dass eine Kultur der Diversität zu mehr Innovationsfähigkeit führt. Gleichzeitig gewichten "Millenials", also heutige und zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das Thema Diversität als ausgesprochen relevant.
(6) Stifterverband: Diversität in FuE-Teams Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG §1) ist in Deutschland seit 2006 festgelegt, dass niemand aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität benachteiligt werden darf. Daher wird diesen Dimensionen aus ethischen und Antidiskriminierungsgründen die meiste Beachtung geschenkt.
(7) Hier können die neun Rollen in Teams und die Unterscheidung in Handlungs-, Wissens- und kommunikationsorientierte Rollen nach Belbin unterstützen.
(8) Walt-Disney-Methode
Johanna Ebeling
Programmmanagerin im Stifterverband
Foto: Lotte Ostermann